Zwischen Tradition und Transformation

Ausstellungstipps rund um die Frieze London 2025

Obiora Udechukwu, Our Journey, 1993, © Obiora Udechukwu, Hood Museum of Art

Inmitten des malerischen Regent’s Park startet diese Woche die Frieze in London. Auch abseits der Kunstmesse wartet die britische Metropole mit einem vielfältigen Programm für Kunstinteressierte auf.


 

Encounters: Giacometti x Mona Hatoum

Barbican Centre | bis 11.06.26

Werke der Klassischen Moderne und zeitgenössische Positionen begegnen einander nicht nur im Rahmen der Frieze. Vor der brutalistischen Kulisse des Barbican Centre entfaltet sich ein Dialog zwischen Alberto Giacometti und Mona Hatoum: Surreale Skulpturen treffen auf knochige Stahlbetten, ausgemergelte Köpfe auf beklemmende Käfige, amorphe Formen auf verkohlte Möbelstücke – eine spannungsreiche Gegenüberstellung, die tiefgreifende Parallelen im Werk der beiden Künstler:innen offenlegt.

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"The Nose" (1947) von Alberto Giacometti und "Cube" (2006), Mona Hatoum, Ausstellungsansicht "Encounters Giacometti x Mona Hatoum", Barbican Art Gallery, 2025 , © Jo Underhill

"The Nose" (1947) von Alberto Giacometti und "Cube" (2006), Mona Hatoum, Ausstellungsansicht "Encounters Giacometti x Mona Hatoum", Barbican Art Gallery, 2025 , © Jo Underhill


Theatre Picasso

Tate Modern | bis 12.04.26

Ein Zeitgenosse Giacomettis wird auf der anderen Seite der Themse ebenfalls neu kontextualisiert. In „Theatre Picasso“ erforschen Wu Tsang und Enrique Fuenteblanca die Faszination des spanischen Künstlers für das Performative und verwandeln dabei die Ausstellungsräume selbst in eine Bühne, auf der die Grenzen zwischen Objekt, Raum und Handlung verschwimmen: Über die Hinterbühne betreten die Besucher:innen einen abgedunkelten Raum voller Frauenporträts und Bühnenbildskizzen. Am Bühnenrand treten die dynamischen Figuren aus „The Three Dancers“ in Erscheinung, während Picassos akrobatische Darstellungen die Zuschauerraumwände säumen. Eine sinnliche Annäherung an die Theaterwelt, die stellenweise über ihre eigene Fülle und sperrige Inszenierung stolpert.

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Ausstellungsansicht, Theatre Picasso, Tate Modern, Foto © Larina Fernandes / Tate

Ausstellungsansicht, Theatre Picasso, Tate Modern, Foto © Larina Fernandes / Tate


Nigerian Modernism

Tate Modern | bis 10.05.26

Einen nuancierten Blick auf die Kunst der Moderne bietet das Museum einige Stockwerke tiefer mit einer umfassenden Schau, die die Entwicklung moderner Kunst in Nigeria nachzeichnet. Die Präsentation spannt den Bogen von der kolonialen Herrschaft bis zur Unabhängigkeit und lässt die Besuchenden sofort in die Pluralität der künstlerischen Produktion im westafrikanischen Staat eintauchen: Rituelle Festdarstellungen begegnen europäischer Porträttradition und geometrischer Formensprache. Großformatige Textilarbeiten ergänzen kräftige Holzskulpturen und feine Keramiken. Gemeinsam bilden sie einen Chor wegweisender Künstler:innen, deren Beitrag zur internationalen Moderne lange übersehen wurde.

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Ausstellungsansicht, Nigerian Modernism (zu sehen: Fotografien von J.D. Okhai), Tate Modern, 2025-26, © Jai Monaghan / Tate Photography

Ausstellungsansicht, Nigerian Modernism (zu sehen: Fotografien von J.D. Okhai), Tate Modern, 2025-26, © Jai Monaghan / Tate Photography


Kerry James Marshall

Royal Academy of Arts | bis 18.01.26

An die künstlerische Auseinandersetzung mit kolonialer Historie knüpft die Retrospektive von Kerry James Marshall im Zentrum Londons an. In den traditionsreichen Räumen der Royal Academy eröffnen Marshalls farbgewaltige Gemälde pulsierende Tanzszenen, amerikanische Vorstadtidylle und atmosphärische Alltagsszenen. Inmitten der leuchtend bunten Werke, in deren Zentrum die afroamerikanische Diaspora steht, enthüllen sich Schattenseiten der amerikanischen Geschichte: Marginalisierung, Sklavenhandel und brisante Kämpfe um Bürgerrechte. Marshall nimmt Anleihen an historischer Genremalerei und verwebt sie mit seiner persönlichen Biografie. Dabei wirft er Fragen der Sichtbarkeit schwarzer Menschen im kunsthistorischen Kanon auf.

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Kerry James Marshall, Untitled (Blanket Couple), 2014, Acryl auf PVC Paneel, 150,2 x 242,5 cm, Fredriksen Family Art Collection. © Kerry James Marshall, Courtesy of the artist and David Zwirner, London

Kerry James Marshall, Untitled (Blanket Couple), 2014, Acryl auf PVC Paneel, 150,2 x 242,5 cm, Fredriksen Family Art Collection. © Kerry James Marshall, Courtesy of the artist and David Zwirner, London


Lee Miller

Tate Britain | bis 15.02.26

Einen Spaziergang von der Royal Academy entfernt, präsentiert Tate Britain die erste umfangreiche Schau der Fotografin Lee Miller. Auf frühe Experimente mit dem fotografischen Medium folgen Aufnahmen von Millers Tätigkeit als Kriegsjournalistin: Surrealistische Handstudien weichen Darstellungen benutzter Operationshandschuhe, aufwändig drapierte Haute Couture wird von Bildern zerfetzter Krankenhauskleidung überlagert, Modeeditorials treten zugunsten von Kriegspilotinnen-Portraits in den Hintergrund. Insbesondere Millers erschütternde Fotografien der unmittelbaren Nachkriegszeit, von Konzentrationslagern und zerbombten Städten, wirken noch lange nach.

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Installation Photography of Lee Miller at Tate Britain, 02.10.25–15.02.26. © Lee Miller Archives, England 2025. All rights reserved. leemiller.co.uk. Photo ©Tate (Sonal Bakrania)

 

Installation Photography of Lee Miller at Tate Britain, 02.10.25–15.02.26. © Lee Miller Archives, England 2025. All rights reserved. leemiller.co.uk. Photo ©Tate (Sonal Bakrania)


Yto Barrada: Thrill, Fill And Spill

South London Gallery | bis 11.01.26

Die Ausstellung von Yto Barrada im Süden Londons gibt einen Vorgeschmack auf das kommende Kunstjahr: Dann wird die Künstlerin den französischen Pavillon auf der Biennale in Venedig bespielen.

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Yto Barrada, Thrill, Fill and Spill, 2025, South London Gallery, Foto: Lucy Dawkins

Yto Barrada, Thrill, Fill and Spill, 2025, South London Gallery, Foto: Lucy Dawkins

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