Auf in Wiens Galerien – ein aktueller Überblick

Neues Jahr, neue Kunst: Wiens Galerien haben sich unterschiedliche Programme einfallen lassen, um Kunstliebhabende in der kalten Jahreszeit aus dem Haus zu locken. Ein Rundgang durch die Eröffnungen im Jänner.
Charim
EVA BERESIN | 16.01.25 – 08.03.25
Wer Ende letzten Jahres das Theaterstück „Alte Meisterin“ verpasst hat, sollte die Galerie dringend besuchen. Dort wird nämlich in der Schau „Offstage“ jene Künstlerin ausgestellt, die damals auf der Bühne live malte: Eva Beresin, spät entdecktes Wunderkind der zeitgenössischen Kunst. Auf die Personale in der Albertina letztes Jahr folgt nun die Soloshow, die Beresin zweifach ins rechte Licht rückt: Erstens als Performerin (dank ausgestellter Requisiten des Stücks wie bemalter Kleidung) und zweitens als Malerin in Auseinandersetzung mit Maria Lassnig. Es ist berührend, wie Beresin deren bekannteste Werke wie etwa das Selbstporträt mit Pistole oder „Woman Power“ auf ihre Art auffächert – und damit zu etwas ganz Eigenem macht.
Zeller van Almsick
WIFI & WATERCOLOURS | 22.01.25 – 15.03.25
Mit alltäglichen Gegenständen beschäftigt sich die gar nicht alltägliche Präsentation „Wifi & Watercolors“, kuratiert von der Künstlerin Xenia Lesniewski. Gewöhnliche Objekte wurden neu gedacht, wie etwa die zusammengesetzten Scheren von VALIE EXPORT, der bronzene Türgriff mit zwei Fingern von Angelika Loderer, die zusammengeballten Pölster von Charlotte Thrane oder eine Zwischenwand von Lesniewski selbst. Attraktiv im blauen Badezimmer präsentiert, begeistern die Zahnbürsten-Keramiken von Nschotschi Haslinger. Jedes dieser Objekte funktioniert für sich selbst, wird aber im gemeinsamen Kontext um eine Nuance reicher: Wer würde da nicht auf die „transformative Kraft des Alltäglichen“ schwören, wie es die Kuratorin formuliert.
Galerie Eva Presenhuber
AMY FELDMAN | 16.01.25 – 08.03-25
Wer es etwas weniger düster mag, ist hier gut aufgehoben. Die Amerikanerin Amy Feldman präsentiert in ihrer Neujahrsschau „Good fortunes“ großformatige Gemälde in Blau- und Grautönen. Auf netzartigem Hintergrund tummeln sich abstrakte Teilchen: Schneekristalle, beim Bleigießen entstandene Formen… Dazu kommen „Love Charms“ oder „Tender Trance“ betitelte Tuschearbeiten, die stark an die Ornamentik der Wiener Moderne erinnern. Kein Zufall, denn Feldman hat sich für diese Schau am Klimt‘schen Blockdruck und dem kalten Wiener Wetter orientiert. Der Gesamteindruck ist hell und fröhlich; von Winterblues keine Spur.
Meyer*Kainer
VERENA DENGLER, JAKOB LENA KNEBL, ULRIKE MÜLLER und HÉLÈNE FAUQUET | 24.01.25 – 08.03.25
Geometrisch wird es bei Ulrike Müller mit ihren Teppichen. „Rug con triangulos“ nennt sie eine große Arbeit lapidar, deren Muster bei längerer Betrachtung eine fast hypnotische Wirkung auslösen. Neben Müllers Werken interessieren auch jene von Jakob Lena Knebl und Verena Dengler in einer sehenswerten Auswahl. Schade, dass den Textilarbeiten nicht der Hauptraum eingeräumt wurde, den diesmal Hélène Fouquet mit ihren in kitschigen Billigrahmen präsentierten Muscheln bespielt.
Galerie Ernst Hilger
ASGAR/GABRIEL | 21.01.25 – 06.03.25
„Ignore the mess but don’t take off your shoes” betitelt das Künstlerduo seine Schau. Daryoush Asgar und Elisabeth Gabriel stellen bunte, halb-abstrakte Arbeiten vor, von der Galerie äußerst attraktiv auf pinken und grünen Wänden als Gesamtkunstwerk präsentiert. Figuren winden sich da in Auflösung, mal erkennt man ein Gesicht, mal ein Bein oder eine Hand… Jedoch immer das Handy und die schicken Sneakers, die wohl das letzte sein dürften, das der Mensch aufzugeben bereit ist. Ein gültiger Kommentar zum Zeitgeist!
Krobath
ROSILENE LUDUVICO und JÖRN STOYA | 24.01.25 – 07.03.25
Hier atmen unter dem Titel „Breeze“ Werke der beiden Kreativen gemeinsam. Die zarten, mit Leimfarbe auf Papier gehauchten Profile von Rosilene Luduvico erinnern im Strich ein wenig an Cocteau, kommen aber nicht gegen die starken Farben Jörn Stoyas an. In den ausblutenden Rändern seiner verschwimmenden Rechtecke verliert man sich nur zu gerne.
Galerie Steinek
JULIUS DEUTSCHBAUER | 24.01.25 – 12.03.25
Für Bücherwürmer interessant ist Julius Deutschbauers „150 cm Bildmitte“ genanntes Kunstprojekt bei Silvia Steinek. Teil der Ausstellung bildet die Bibliothek ungelesener Bücher – in den Regalen stehen Werke, die von ihren Besitzern nicht gelesen wurden - Neugierige werden feststellen, dass sich etliche Ausgaben von James Joyces „Ulysses“ darunter befinden! Teilnehmen kann man am Projekt an folgenden Terminen:
Mi 12.02.25, ab 17 Uhr
Lesen und Handarbeiten im Zirkel | Thema: Kanibalismus
19 Uhr: Lesung von Emily Artmann
Mi 05.03.25, ab 17 Uhr
Lesen und Handarbeiten im Zirkel | Thema: Fahrrad
19 Uhr: Lesung von Gerhard Rühm
Galerie Kandlhofer
MARC HENRY und JONAS HÖSCHL | 16.01.2025 – 21.02.2025
Den Alltag – wenn auch in einer düsteren, fast surrealen Form – bearbeitet Marc Henry bei Lisa Kandlhofer. In den Arbeiten der Schau „Field Trip“ mag man Pflanzen, Schafe oder Personen identifizieren, vorherrschend ist jedoch das Unheimliche der sie umgebenden Szenerie. Ein leerer Konferenztisch auf einem Baumstamm in diffusem rot-bräunlichen Licht, ein Stück Wald in einer Glasbox: Szenen, die unseren Alltag ins Surreale kippen lassen, uns aber durch ihre Absurdität in die Bilder hineinziehen. Wer die reale Welt vorzieht, wechselt zu den Werken von Jonas Höschl, der Menschen in Refugee Camps portraitiert.