Quer durch Bayern

Auf den Spuren des Blauen Reiters

Die Künstler der Gruppe „Der Blauen Reiter“ und auch später den Schriftsteller Ödön von Horváth verband eine Liebe zur idyllischen oberbayerischen Voralpenlandschaft zwischen Kochel am See und Murnau am Staffelsee. Die Landschaft unweit von München lädt zu einem Ausflug ein, in der sich Natur- und Kunsterlebnisse bestens verbinden lassen. Eine Rundtour, die sich ideal mit dem Fahrrad – auch in einzelnen, kürzeren Etappen – bewältigen lässt, führt zu den Schauplätzen der Künstler des Blauen Reiters und zu den ihren Werken gewidmeten Museen. Die Orte sind auch sehr gut mit der Bahn von München aus zu erreichen: ideal für ein verlängertes Wochenende.


Insgesamt fünf Museen haben sich unter dem Label „MuSeenLandschaft Expressionismus“ zusammengeschlossen, vier davon sind in der Landschaft zwischen Murnau und Kochel am See zu besichtigen, das fünfte ist das Lenbachhaus in München. Gemeinsam ist ihnen der Fokus auf die Kunst des Expressionismus, die sie in Ausstellungsschwerpunkten zu den einzelnen Künstlern des Blauen Reiters zeigen.

Schlossmuseum Murnau

Im Zentrum des auch architektonisch prägnanten Gebäudes des Schlossmuseums Murnau stehen die Werke Gabriele Münters sowie Arbeiten der Künstler der „Neuen Künstlervereinigung München“ und der Künstlergruppe „Der Blauen Reiter“. Das Herzstück des Museums bildet die umfangreiche Sammlung von Werken Gabriele Münters mit über 80 Gemälden, Zeichnungen und Grafiken aus der Zeit von 1902 bis kurz vor ihrem Tod 1962.


Franz Marc Museum, Kochel am See

Das Franz Marc Museum liegt über dem Kochelsee und bietet einen eindrucksvollen Blick über den See und die Bergkulisse. Das Museum ursprünglich in einer Villa der Jahrhundertwende untergebracht wurde 2008 nach einem Entwurf der Züricher Architekten Diethelm & Spillmann mit einem Neubau erweitert, der durch den Innenhof mit der Villa verbunden ist. Basis der Sammlung  bildet die Privatsammlung  von Albert Rudolf Ibach und dessen Tochter Etta und ihrem Mann, dem Galeristen Otto Stangl. Ursprünglich auf Werke Franz Marcs und des „Blauen Reiters“ konzentriert, wurde mit der Eröffnung des Neubaus die Museumspräsentation um Werke der „Brücke-Künstler“ und der deutschen Nachkriegsabstraktion erweitert. 

Franz Marc Museum, Foto: Doris Leuschner


Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See

Den Farben der Avantgarde vom Impressionismus bis zur Gegenwart widmet sich die bis 7. November laufende aktuelle Sonderausstellung des Buchheim Museums. Außerdem ist  eine das Thema formal wie thematisch ergänzende Ausstellung farbenprächtiger Gemälde des deutschen Künstlers Leif Trenkler zu besichtigen. Das Museum vereint mehrere heterogene Sammlungen von Gemälden, Zeichnungen, expressionistischer Druckgrafik, Volkskunst und Kult- und Gebrauchsgegenständen aus Afrika und Asien sowie Kunsthandwerk aus aller Welt unter einem Dach. Herzstück ist die Sammlung des Autors und Künstlers Lothar-Günther Buchheim, dessen Roman „Das Boot“ die Vorlage zum bekannten Film lieferte. Das Buchheim Museum der Phantasie liegt nördlich von Bernried im Höhenrieder Park direkt am Ufer des Starnberger Sees in einem wunderbaren Park mit alten Bäumen, Teichen und Skulpturen.

Buchheim Museum vom See aus, Foto: Müller-Neumann


Museum Penzberg – Sammlung Campendonk, Penzberg

Im Juni 2016 wurde der prägnante Neubau des Museum Penzberg in der ehemaligen Bergwerksstadt Penzberg mit ihren historischen Koloniehäusern und Bergwerksanlagen eröffnet. Die Sammlung des Museums umfasst hauptsächlich den Nachlass Heinrich Campendonks (1889–1957). Mit rund 300 Ölbildern, Aquarellen und Grafiken besitzt das Museum die größte Sammlung an Werken des jüngsten Mitglieds der Künstlergemeinschaft „Der Blaue Reiter“.  Der Kernbestand der Sammlung ist in einer Dauerausstellung zu sehen, die fortlaufend variiert und ergänzt wird. Die Sonderausstellungen sind einzelnen Aspekten und künstlerischen Techniken des Werkes gewidmet. 

Museum Penzberg, Sammlung Campendonk,  Aussenansicht, Foto Stefan Geisbauer


Münter-Haus, Murnau

Ganz in der Nähe liegt auch das Münter-Haus. 1909 erwarb Gabriele Münter das Anwesen an der Kottmüllerallee in Murnau. Gemeinsam mit Wassily Kandinsky legte sie den Garten an und richtete das Haus mit bemalten Möbeln nach eigenen Entwürfen ein. Haus, Garten und umgebende Landschaft wurden oft auch zum Motiv ihrer Bilder. Das Münter-Haus entwickelte sich rasch zu einem wichtigen Treffpunkt der Avantgarde rund um die Künstlergruppe des Blauen Reiters sowie ihres Freundes- und Sammlerkreises.

Das Münter-Haus in Murnau | Foto: Simone Gänsheimer, Ernst Jank, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München


München: LENBACHHAUS

Auch in München ist der Blaue Reiter präsent. In einem mehrteiligen Ausstellungsprojekt beschäftigt sich das Lenbachhaus in München mit Künstler-Kollektiven der Moderne aus globaler Perspektive. Eine Neupräsentation der berühmten Sammlung des Blauen Reiter, die nun unter anderem im Kontext des europäischen Kolonialismus reflektiert wird, bildet den Auftakt.

Wassily Kandinsky, Orientalisches, 1909, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957, Schenkung von Gabriele Münter, ehemals Besitz von Gabriele Münter und Wassily Kandinsky


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