Arik Brauer (1929 – 2021)

Der österreichische Universalkünstler Arik Brauer ist am Sonntagabend im Beisein seiner Familie im Alter von 92 Jahren verstorben, wie die Familie gegenüber der APA mitteilte. Arik Brauer war Maler, Grafiker, Bühnenbildner sowie Sänger und gehört zu den Hauptvertretern der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.


Geboren wurde Arik Brauer 1929 als Sohn einer russisch-jüdische Handwerkerfamilie. Zu seinem Vater, der 1944 in einem Vernichtungslager in Lettland ermordet wurde, hatte er ein besonderes Verhältnis, wie er in einem Interview mit Werner Rosenberger, Kurier, anlässlich seines 90. Geburtstags erzählt: „Ich bin mit zehn Jahren nach der Schule zu ihm in die Werkstatt gegangen, habe dort mit ihm gegessen, die Aufgaben gemacht und gezeichnet. Da habe ich auch jiddisch gelernt. Denn er hat zu Hause Deutsch mit Akzent gesprochen, aber in der Werkstatt waren immer auch Leute aus Litauen oder Polen. Da wurde jiddisch gesprochen, was man als Kind schnell lernt. Das war ein Einschnitt, als er plötzlich weg war. [...] In einem Brief erkundigte sich mein Vater noch aus dem Konzentrationslager, ob ich weiterhin male. Diesen Brief habe ich noch." (Zit. Werner Rosenberg, Kurier, 1. Jänner 2019)

Nach Ende des Krieges studierte Arik Brauer an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Albert Paris Gütersloh und gründete in der Folge mit seinen Studienfreunden Ernst Fuchs und Anton Lehmden die Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Mit seiner Frau Naomi ließ er sich in Paris nieder. 1964 kehrte er wieder nach Wien zurück.

Arik Brauer in seinem unterirdischen Museum | Wien 2010/11 Fotografie Im Besitz des Künstlers, Anonym

Die Themen seiner prägnanten Bilder waren Geschichten aus der Bibel, der Mythologie, der Geschichte: magisch, mythische Traumlandschaften, stets gemalt mit leuchtend, bunten Farben, geprägt durch seine zahlreichen Reisen. Brauers Bilder zeigen eine Kunstauffassung, die Fantasie, Erzählkunst, Optimismus und die Freude am Fabulieren in den Vordergrund stellte. Doch die scheinbare Fröhlichkeit seiner Bilder, führte oft zu sehr ernsten Aussagen. Brauer war sowohl in seiner Malerei, in seinen Interviews und auch in seiner Musik stets bereit seine Meinung zu sagen, er war Gesellschaftskritiker und schrieb, malte und sang als Umweltschützer gegen die Zerstörung der Hainburger Au an. Bekannt sind seine Lieder im Wiener Dialekt wie die Protestsongs „Sie hab’n a Haus baut" und „Sein Köpferl im Sand" ("Hinter meiner, vorder meiner"). Damit gilt er als einer der Väter des Austropop. Bis heute sind Menschen und Natur wichtige Themen seiner Bilder. Brauer war auch als Grafiker, Bühnen- und Kostümbildner zeitlebens erfolgreich. Mit dem „Brauer-Haus“ in der Wiener Gumpendorferstraße, verewigte er sich Anfang der 1990er-Jahre auch als Architekt in seiner Heimatstadt Wien.1996 gestaltete er die Fassade der katholischen Kirche am Tabor in der Wiener Leopoldstadt.

Anlässlich seines 85. Geburtstags widmete ihm das Leopold Museum unter dem Titel "Gesamt.Werk.Kunst" eine Retrospektive, die einen fundierten Einblick in sein Schaffen gab. Eigens für diese Ausstellung entstand das Selbstbildnis „Brauer im Herbst“, das den Künstler vor einer Landschaft stehend zeigte. Brauer übermalte nach der Ausstellung das Bild. Eine weitere große Ausstellung folgte 2019 – zum 90. Geburtstag des Künstlers im Jüdischen Museum der Stadt Wien. Seine letzten Worte waren laut seiner Familie: „Ich war so glücklich mit meiner Frau, mit meiner Familie, mit meiner Kunst und meinem Wienerwald. Aber es gibt eine Zeit, da lebt man, und es gibt zwei Ewigkeiten, da existiert man nicht.“ (Quellen: APA, orf.at, Ausstellungstexte Leopold Museum, Kurier Artikel: Werner Rosenberger, Thomas Trenkler)

ARIK BRAUER | geb. Wien 1929 Arik Brauer im Herbst | Wien April–Juni 2014 Öl auf Hartfaserplatte | 130 × 100 cm Im Besitz des Künstlers

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