Hayoun Kwon, Model Village, 2014, Video HD, color, stereo, 16/9, 6’28’’, Ed. 4/5 (+ 2 AP), NO PLACE TOUR 2024. MADRID, Courtesy of NF / NIEVES FERNÁNDEZ

Gallery-Sharing-Projekte und -Kollaborationen ermöglichen kleineren und aufstrebenden Galerien, sich kostengünstiger international zu präsentieren und ihre Netzwerke auszubauen. No Place ist eine dieser Kooperationen, sie feiert jetzt das große Finale ihrer Welttour in Wien.


Internationale Präsenz am Kunstmarkt ist sowohl für Künstler:innen als auch für deren Galerien das A und O des Erfolgs. Für Galerien bedeutet das die Teilnahme an internalen Messen. Gehört man nicht zu den großen multinationalen Playern, können der Aufwand und die Kosten für kleinere und aufstrebende Galerien schwer zu stemmen sein. Aus dieser Situation heraus entwickelten sich in den vergangenen Jahren immer wieder neue Marktmodelle, die auf Kollaboration setzen.

CONDO WAR VORZEIGEMODELL

Vorreiterin war die Londoner Galeristin Vanessa Carlos, die 2016 das Gallery-Sharing-Projekt Condo gründete. Sie suchte nach einer kostengünstigen Lösung für junge und kleinere Galerien, die Probleme haben, einen Stand auf großen internationalen Messen zu finanzieren. Das Modell der Kooperation mit gemeinsamer Vermarktungsplattform funktionierte so gut, dass sich das Konzept inzwischen über den Globus ausgebreitet hat.

Das Prinzip von Condo ist, dass lokale Galerien ausländische Kollegen zu einer gemeinsamen Ausstellung einladen. Die Kosten sind überschaubar. Bezahlt wird für die gemeinsame Vermarktung und eine Preview-Party. Bereits mehrfach teilgenommen hat die Wiener Galeristin Sophie Tappeiner, die schon in London war und heuer in Mexico-Stadt die Chance nutzte, um Arbeiten von Angelika Loderer, Irina Lotarevich und Anna Schachinger zu zeigen. Auch bei Condo London waren heuer mit Gianni Manhattan und Kandlhofer zwei Vertreterinnen aus Wien.

Nueveochenta, Bogotá, Kurator: Fernando Uhía. Juni 2024, im Bild, Werke von Inge Dick | © Nueveochenta, Foto: Álvaro Casanova

Nueveochenta, Bogotá, Kurator: Fernando Uhía. Juni 2024, im Bild, Werke von Inge Dick | © Nueveochenta, Foto: Álvaro Casanova

NO PLACE

Ein weiteres spannendes Kollaborationsprojekt heißt „No Place“. Gegründet wurde es von Galerien aus vier verschiedenen Ländern: Michael Sturm in Stuttgart, Nueveochenta in Bogotá, Arróniz in Mexiko- Stadt und NF/Nieves Fernández in Madrid. Die Kick-off-Ausstellung fand 2017 in der peruanischen Hauptstadt Lima statt. „Neben den vier Gründergalerien haben wir in jedem Land, in dem wir ausstellen, eine lokale Gastgalerie dabei. Die Regel ist, dass jeder zwei Künstler:innen auswählen und zeigen darf “, erklärt Mitbegründer Michael Sturm. Es gehe darum, an unterschiedlichen Orten die Netzwerke der Galerien zu bündeln und neue Kontakte aufzubauen.

Besonders bei No Place: Die Kosten, aber auch die Verkaufserlöse werden auf alle Partner aufgeteilt. „Den Gewinn legen wir auf ein gemeinsames Konto, um damit das nächste Projekt zu finanzieren“, sagt der Galerist. Von Lima ging es 2018 nach Berlin und 2020 nach Guadalajara in Mexiko. Dann kam eine pandemiebedingte Pause, abgesehen von einem kleinen Onlineprojekt.

Ausstellungsansicht NO PLACE TOUR 2024. MADRID, Courtesy of NF / NIEVES FERNÁNDEZ

Ausstellungsansicht NO PLACE TOUR 2024. MADRID, Courtesy of NF / NIEVES FERNÁNDEZ

GALLERY SHARING ROUND THE WORLD

Das große Comeback feierte No Place dieses Jahr mit einer ehrgeizigen World Tour. Begonnen hat sie in Paris, wo am 14. Jänner in der Galerie Sator, der diesjährigen Gastgalerie, eine von Raphael Denis kuratierte Ausstellung eröffnete. Den zweiten Stopp machte No Place im April in Madrid bei der Galerie NF, die Pipo Hernández Rivero als Kurator bespielte.

Dann ging es nach Bogotá in die Galerie Nueveochenta, wo Fernando Uhia als Kurator unter anderem die österreichische Künstlerin Inge Dick ausgewählt hat, die die Wiener Galeristin Gabriele Schober, Teil der Galerie Sturm & Schober, im Programm hat. Im Juli ging die World Tour weiter nach Mexiko in die Galerie Arróniz, das große Finale fand im Herbst unter dem Titel „Sequenzprotokoll“ in der Galerie Sturm & Schober in Wien statt.

Nueveochenta, Bogotá, Kurator: Fernando Uhía. Juni 2024, © Nueveochenta, Foto: Álvaro Casanova

Nueveochenta, Bogotá, Kurator: Fernando Uhía. Juni 2024, © Nueveochenta, Foto: Álvaro Casanova

Projekte wie Condo und No Place sind Teil eines wachsenden Trends, bei dem Galerien ihre Räumlichkeiten in verschiedenen Ländern tauschen oder kooperieren, um ein breiteres Publikum zu erreichen, bei weitaus geringeren Kosten als bei einer Messeteilnahme.

Initiativen kommen und gehen, wie Okey Dokey in Deutschland oder Friend of a Friend in Polen, die es beide nicht mehr gibt. Onsen Confi dential in Tokio hat heuer nochmals stattgefunden, übrigens ebenfalls mit Sophie Tappeiner, aber schon angekündigt, dass es die letzte Ausgabe sein wird. Ganz neu ist hingegen das Projekt The Campus im Norden New Yorks, das im Sommer sechs New Yorker Galerien aus der Taufe gehoben haben. Bortolami, James Cohan, kaufmann repetto, Anton Kern, Andrew Kreps und kurimanzutto haben eine leerstehende Schule erworben und nützen die 7.000 Quadratmeter für gemeinsame Ausstellungen.

No Place Worldtour, Galerie Sator–Komunuma, Romainville, Kurator: Raphael Denis, Werke von Tamara Arroyo, Hugo Deverchère, Lieven Hendriks, José Luis Landet, Jaime Tarazona, Jänner 2024 , Foto: Grégory Copitet

No Place Worldtour, Galerie Sator–Komunuma, Romainville, Kurator: Raphael Denis, Werke von Tamara Arroyo, Hugo Deverchère, Lieven Hendriks, José Luis Landet, Jaime Tarazona, Jänner 2024 , Foto: Grégory Copitet

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