Sébastien de Ganay | paradoxical structures_system_mode

Die Münchner Galerie max goelitz präsentiert die erste Einzelausstellung des französischen, in Österreich lebenden, Künstlers Sébastien de Ganay. In „paradoxical structures_system_mode“ kombiniert de Ganay abstrakte, gegenständliche und funktionale Elemente, um Sinneswahrnehmungen zu aktivieren und Grenzen zwischen Gattungen, Traditionen, Kategorien und Klassifikationen in Frage zu stellen.


Sébastien de Ganay verortet seine Arbeiten bewusst zwischen künstlerischen Genres und schafft somit Kunstwerke, die sich einer eindeutigen Kategorisierung in Bild, Relief, Objekt oder Möbelstück entziehen. Die in der Ausstellung präsentierten Arbeiten aus sechs Werkgruppen verdeutlichen die Vielfalt de Ganays OEuvre, wobei Verbindungen untereinander über gemeinsame Strukturen, Systeme und Modi deutlich werden, derer sich der Künstler im Prozess bedient. Dabei spielt das Paradoxe in seiner Herangehensweise eine zentrale Rolle und scheinbar Widersprüchliches wird in de Ganays innovativem und experimentellem Werk vereint.

Jedes Objekt, das de Ganay […] entworfen hat, zeugt von seiner Auseinandersetzung mit Zeit, Material und Materie, mit Abstraktion und Alltag, mit den Grenzen zwischen Kunst und Leben; oder auch mit deren Aufhebung, die bei den Betrachterinnen und Betrachtern zwangsläufig zu Verwirrung führt.

Andreas Hofer, Kurator der Kunsthalle Krems

In der aus Betonstahl gefertigten Werkserie der „Museum Grids“ überträgt der Künstler die architektonischen Grundrisse bzw. Blueprints bekannter Museen maßstabsgetreu in eine eigene, räumlich-rasterähnliche Formensprache. Während sich de Ganay in seiner früheren Grid-Serie auf formale Strukturen von Minimal Art Werken der 1960er und 1970er Jahre bezog, veranschaulichen die neuen „Museum Grids“ zusätzlich politische Strukturen. Durch die Reduktion erhalten die Gebäude nicht nur eine neue Charakteristik, sondern lassen den Ort des Museums anhand der gebauten Strukturen auch als Ausdruck kultureller, teilweise fragwürdiger Macht erscheinen.

In „Grid Louvre“ (2021) wächst der zweidimensionale Grundriss über die Gitterwerke wie eine Raumzeichnung in den Galerieraum hinein, während sich die verschiedenen Stockwerke des Museums in unterschiedlicher Farbigkeit überlagern: blau, chrom und in warnendem schwarzgelb gestreift.

Installation view, Sébastien de Ganay | paradoxical structures_system_mode, Courtesy of max goelitz, the artist, Photo: Dirk Tacke

Durch die Verwendung von Warnfarben fordern die Raster die Betrachter:innen heraus, zu reflektieren, wofür ein Museum steht, was es repräsentiert, welche Künstler:innen gezeigt werden, wie es historisch gewachsen ist oder woher die Kunstwerke stammen.

Die Werkserie der „Folded Flats“ steht in Kontinuität zu de Ganays Erforschung von Falttechniken seit den frühen 1990er Jahren. Inspiriert von alltäglichen Post-its untersucht er in einer Vielfalt von Formen und Formaten die Faltungsmöglichkeiten des Quadrats. In serieller Arbeitsweise produziert de Ganay abstrakte Wandskulpturen mit minimalistischer Geste aus Aluminium, die durch ihre reine Farbigkeit und dem Spiel aus Licht und Schatten in den Faltungen eine malerische Qualität gewinnen.

Sébastien de Ganay, White & Red Folded Flat, Sequence 01, 2021 Aluminum, lacquered 3-part, 34 x 82 x 5 cm, 47 x 92 x 7 cm, 70 x 94 x 3 cm, Courtesy of max goelitz, the artist, Photo: Dirk Tacke

Ich versuche eine unerwartete Präsenz herzustellen, die scheinbar vertraut und ohne sichtbare Spuren der Produktion ist. Eine Präsenz, die zufällig entsteht, wenn ein vertrauter Gegenstand das Gefühl eines ‚Déjà-vu‘ vermittelt, aber ohne eine Verbindung zu einer persönlichen Geschichte steht. Eine Präsenz, die leicht annehmbar und selbstverständlich ist und gleichzeitig mit ihrer stillen, rätselhaften Vertrautheit überzeugt.

Sébastien de Ganay

Über den Künstler

Sébastien de Ganay (*1962, Boulogne-Billancourt, FR) verortet seine Werke bewusst zwischen künstlerischen Genres und schafft somit Arbeiten, die sich einer eindeutigen Kategorisierung in Bild, Relief, Objekt oder Möbelstück entziehen. Als innovativer Vertreter der experimentellen Malerei und Skulptur kombiniert de Ganay dabei abstrakte, gegenständliche und funktionale Elemente, um mittels Irritation Sinneswahrnehmungen zu aktivieren und konformistische Sichtweisen in Frage zu stellen. Die geometrischen Formen seiner Werke erinnern dabei an die kühle Ästhetik und reduzierte Formensprache der Minimal Art. De Ganay erweitert jedoch dieses Verständnis, da seine Kunstwerke über die rein formale und materielle Ebene hinaus den Betrachter:innen einen Imaginationsraum öffnen. Neben zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen, unter anderem im Centre Pompidou, Paris und dem Landesmuseum Niederösterreich in St. Pölten, zeigte 2014 das Institut Français in Wien eine umfangreiche Einzelausstellung des Künstlers. 2017 realisierte de Ganay für die Kunsthalle Krems eine vielbeachtete Gesamtinstallation, die von einem Übersichtskatalog zu seinem Werk begleitet wurde.

Studio view | Sébastien de Ganay | 2021, Courtesy of max goelitz, the artist, Photo: Simon Veres


Mehr über das Werk von Sébastien de Ganay ab 9. Dezember 2021 im neuen PARNASS! Gleich vorbestellen.

Galerie Max Goelitz

Maximilianstraße 35, 80539 München
Deutschland

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