Resilienter Kunstmarkt vor der Art Basel

Vor der Art Basel in Basel ist die Stimmung am Schweizer und europäischen Kunstmarkt verhalten optimistisch. Neue Trends werden von einer neuen Sammler:innengeneration bestimmt und weisen in neue Richtungen.
Maike Cruse, Direktorin der Art Basel in Basel, spricht von einem resilienten Kunstmarkt, was auch dessen Stimmung präge. Ein Trend hin zu den mittleren und tieferen Preissegmenten sei zu verorten. Wie aus dem aktuellen „Art Basel and UBS Global Art Market Report“ hervorgeht, ist der Schweizer Kunstmarkt recht stabil – im Gegensatz zum europäischen und zumal dem chinesischen, der stark eingebrochen ist.
Die Messe in Basel ist ein „Leuchtturm im Sturm“ des globalen Kunstmarktes.
Die Art Basel in Basel ist nach wie vor die wichtigste Kunstmesse im Vergleich mit den anderen Schauplätzen in Paris, Hongkong und Miami Beach. Die Gründung der Messe in Paris, die mit 30 Prozent französischen Galerien den französischen Markt stark gewichtet, motivierte viele neue Sammler:innen, auch die Messe in Basel zu besuchen. Es handelt sich dabei um unterschiedliche Standortstrategien, die im Endeffekt der Messe in Basel zuarbeiten, erklärt Cruse. Der Standort in Basel behält so seine Spitzenposition vor allem auch mit dem Spezialsektor „Unlimited“, der auch dieses Jahr kunsthistorisch relevante Positionen zeigt, die auf großes museales Interesse stoßen. Mit „Premiere“, dem diesjährig neuen Sektor, wird in Basel ein Fokus auf jüngere Galerien gelegt, die etablierte Kunstschaffende ausstellen.
Der globale Kunstmarkt wird in jüngster Zeit vor allem auch durch weibliche Kunstpositionen bereichert, die auch heuer bei „Unlimited“ erlebt werden können. 2024 fand ein deutlicher Einbruch im Segment der hochpreisigen Kunst statt. Dafür profitierten aber die mittleren und tieferen Preissegmente im Kunstmarkt, deren Umsatz gestiegen ist. Die meisten Galerien konnten die letztjährige Marktschwankung gut abfedern. Für dieses Jahr ist die Stimmung verhalten optimistisch, da der Schweizer Kunstmarkt erfahrungsgemäß resilient ist.

Maike Cruse, Direktorin der Art Basel, Foto: Debora Mittelstaedt, Courtesy Art Basel
An der Art Basel in Basel stellen dieses Jahr 19 neue Galerien aus, darunter die Taka Ishii Gallery aus Tokio, die Fotografie von japanischen Künstlerinnen zeigt. Ein Hauch Neues ist also zu entdecken. Auch für den etablierten Basler Galeristen Stefan von Bartha bleibt die Messe in Basel ein „Leuchtturm im Sturm“ des globalen Kunstmarktes: Ihre Ausrichtung, Größe und Qualität blieben einmalig. Für Henri Gisler, den Direktor der renommierten Zürcher Galerie Mai 36, ist der gesamte Kunstmarkt „langsamer“ geworden. Die Fachleute agierten gezielter und verhielten sich konservativer: Die Käufer:innen von Kunst würden genauer hinschauen, was sie von wem kaufen. Es muss das Gesamtbild stimmen, zu dem auch der Lebenslauf der Kunstschaffenden und ihre Ausstellungsgeschichte gehören.
Aktuell nehmen vor allem auch weibliche Kunstschaffende den Kunstmarkt neu für sich ein.
Diese Situation eröffnet am Kunstmarkt aber auch neue Möglichkeiten: Es ist wahrscheinlicher geworden, Werke namhafter Kunstschaffender kaufen zu können, da das Marktgeschehen gemächlicher ablaufe und es auch weniger Konkurrenzsituationen zwischen Käufer:innen gebe.
Für Stefan von Bartha gibt unsere „unruhige Zeit“ auch einen Impuls für die Entstehung von Werken, die in einer solchen Zeit positive Momente und Emotionen auslösen. Aktuell nehmen vor allem auch weibliche Kunstschaffende den Kunstmarkt neu für sich ein. Bei der Galerie Mai 36 etablierte Gisler das Format 36.1, das für „emerging artists“ reserviert ist. Hierbei handelt es sich mehrheitlich um Künstlerinnen, wobei es nicht um das Geschlecht geht, sondern um die Qualität der Arbeiten, die bei Künstlerinnen vor allem im Bereich Skulptur sehr hoch ist. Dies wird auch an der diesjährigen Messe in Basel sichtbar. Die vermehrte Präsenz von Künstlerinnen am Kunstmarkt sei auf deren bessere Sichtbarkeit zurückzuführen, die in der Vergangenheit so nicht gegeben war.

Art Basel 2024, Courtesy Art Basel
Neu ist auch die internationale Zusammenarbeit von Galerien unterschiedlichen Hintergrunds: Etablierte Galerien arbeiten neu mit jungen, unbekannten zusammen, um neue Formate und Dialoge zu ermöglichen. So auch die Galerie Mai 36, die zum Beispiel in Hongkong mit lokalen, kleineren Akteuren zusammenarbeitet.
Für die schweizerischen und europäischen Galerien bleibt die Art Basel in Basel noch immer die Nummer eins unter den Kunstmessen, was sich auch bei den neuen Sammler:innen zeigt, die die Trends im Kunstmarkt setzen. Vor allem schätzen diese die Überschaubarkeit und Staufreiheit von Basel sowie die hochkarätigen Kunstinstitutionen der Stadt, wie die Fondation Beyeler, das Kunstmuseum Basel, das Schaulager und die Kunsthalle.