KARL & FABER

Nachbericht Moderne und Zeitgenössische Kunst

Günter Brus, „An Mendelssohn Barthold, dem Menschen und den Künstler“

Hohe Steigerungen in den Frühjahrsauktionen – KARL & FABER spielt in der Auktion für Moderne und Zeitgenössische Kunst an zwei Tagen ein Gesamtergebnis von 5,2 Millionen Euro ein. Insgesamt wurden in den Frühjahrsauktionen 7 Millionen Euro erzielt.


Das Highlight der Moderne "Tulpen, Flieder und Kalla" von Lovis Corinth erzielte € 337.500. Eine frühe Radierung von Pablo Picasso "Le Repas frugal" ging für € 150.000 an ein Museum in Österreich. "Die Kupplerin II", eine Bronze aus dem Jahr 1920 von Ernst Barlach kletterte auf € 85.000. Die Juni-Auktionen erzielten eine Verkaufsquote von 73 % nach Schätzung, wobei die zeitgenössische Kunst mit einer Quote von über 80 % besser abschnitt. Die übermalte Fotografie "Quetta" von Sigmar Polke wurde an die Sammlung Lambrecht-Schadeberg/Rubenspreisträger der Stadt Siegen im Museum für Gegenwartskunst Siegen verkauft.

Ein Privatsammler sicherte sich für € 337.500 (Los 531) das Blumenstilleben "Tulpen, Flieder und Kalla" von Lovis Corinth, das teuerste Los in der Auktion Moderne Kunst. Einst in Besitz der bedeutenden Galerie Thannhauser in Berlin war das Ölgemälde von 1915 zuletzt 1999 im Von der Heydt-Museum in Wuppertal ausgestellt. Für eine Überraschung am Auktionstag sorgte das farbenfrohe Ölgemälde "L' Automme ou la Tentation" von Pierre-Paul Girieud. Das Gemälde von 1907 war auf € 4.000 taxiert und stieg auf € 45.000 - über das 11-fache seiner Taxe. Es erreichte damit das zweithöchste Ergebnis für diesen Künstler weltweit. Bereits im Dezember 2015 erzielte KARL & FABER mit einem Ergebnis von € 48.000 den besten Zuschlag für diesen Künstler auf dem internationalen Auktionsmarkt. Das marktfrische Werk aus der Familie des Künstlers sicherte sich ein süddeutscher Privatsammler. Mit einem Ergebnis von € 150.000 fand "Nature morte, miroir et masque" des kubistischen Künstlers Jean Metzinger einen Käufer, nachdem das Gemälde im Dezember 2016 mit einer Taxe von € 130.000/150.000 zunächst unverkauft geblieben war.


Werke von Gabriele Münter erzielen dauerhaft sehr gute Ergebnisse.

Gabriele Münters spätes "Blumenbild mit weißer Rose" (Los 542, Taxe € 80.000/120.000) ging mit € 106.250 in eine süddeutsche Privatsammlung. Das frühe Aquarell "Von der Insel Vaxholm. Schweden", entstanden nach ihrer Trennung von Kandinsky, war einer Schweizer Sammlerin € 32.500 wert. In dem Aquarell "Lange Abendstunden" hält Gabriele Münter die "Blaue Stunde" im oberbayerischen Elmau fest. Ein Ort der für sie stets ein Ruhepol war. Eine süddeutsche Sammlerin bewilligte dafür € 31.250. Das teuerste Los der Münter Offerte "Tauwetter im Dorf" (Murnau), (Los 542) konnte mit € 250.000 unter Vorbehalt zugeschlagen werden.

Lovis Corinth, 1858 Tapiau/Ostpreußen – Zandvoort 1925,Tulpen, Flieder und Kalla, Öl auf Leinwand. 1915. Ca. 63 x 50 cm. Signiert und datiert oben links. , Foto: Karl &Faber

Papierarbeiten von Nolde, Signac und Kupka wurden stark beboten und erzielten gute Preise.

Für das farbfrische Aquarell "Weinlaub und Dahlien" von Emil Nolde bewilligte ein süddeutscher Sammler € 125.000. Die "Anemonen in Violett, Rot und Blau" (Los 565, Taxe € 70.000/90.000), ein spätes Aquarell des Künstlers, wurden innerhalb der Taxe mit € 87.500 abgesetzt. Paul Signac gibt den glamourösen Ort "St. Tropez" in Südfrankreich in kurzen spannungsgeladenen Pinselstrichen wieder. Das Aquarell erzielte € 45.000 und übertraf damit seine obere Taxe um das Doppelte. Für eine ausgelassene Stimmung im Saal sorgte die "Geometrische Komposition" von Frantisek Kupka. Bereits vor der Auktion bestand an dem abstrakten Aquarell aus den frühen 30er Jahren großes Interesse. Mit einer Taxe von € 9.000/12.000 kletterte es schnell auf € 35.000 - den Zuschlag erhielt ein Telefonbieter aus Frankreich.

Die gestiegene Bedeutung der Zeitgenössischen Kunst für KARL & FABER spiegelt sich in den hohen Zuschlägen wieder.

Die übermalte Fotografie von Sigmar Polke wurde für das Museum für Gegenwartskunst Siegen angekauft. Sigmar Polke übertraf Gerhard Richter. Die großformatige Fotografie "Quetta" (Taxe € 200.000/250.000) entstand auf einer Reise nach Afghanistan und Pakistan, die Polke auf einem Motorrad zurücklegte. Die Arbeit stammte aus einer süddeutschen Privatsammlung und wechselte nach spannendem Bietergefecht über das Telefon in das Museum für Gegenwartskunst Siegen. Das am höchsten geschätzte Los dieser Auktion, ein Unikat aus einer 115 Werke umfassenden Serie von Gerhard Richter "Grün-Blau-Rot", wurde für € 350.000 verkauft.

Sigmar Polke, 1941 Oels/Schlesien – Köln 2010,„Quetta“ Silbergelatine auf Fotopapier, aquarelliert. 1974. Ca. 84 x 118,5 cm. Signiert, datiert und betitelt unten rechts. Foto: Karl & Faber

Weitere serielle Unikate und Auflagenobjekte von Gerhard Richter wurden zum Schätzpreis abgesetzt.

Die übermalten Fotografien sind ein zentraler Werkkomplex in Gerhard Richters OEuvre. Die ausdrucksstarke Reisefotografie "16. Mai 2016" erzielte € 37.500. Bewilligt hatte diese Summe ein süddeutscher Privatsammler. Die Fotografie "Onkel Rudi" entstand nach einem Ölgemälde und zeigt Rodolf Schönleber, den Bruder von Richters Mutter, in einer Uniform der Wehrmacht. Für € 18.750 ging es zum Schätzpreis in den deutschen Handel. Die beliebte "Kerze I" ein Offsetdruck von 1988, wurde für € 17.500 verkauft.


Werke von Albert Oehlen, Günther Förg und Raimund Girke verkauften sich oberhalb der Schätzungen.

"Ohne Titel (Auge)" (Los 949, Taxe € 120.000/150.000), eine Mischtechnik von 1987 des Künstlers Albert Oehlen, erwarb der amerikanische Handel für € 175.000. Erst im Dezember 2017 blieb das Werk in einem Münchner Auktionshaus unverkauft. In dieser Auktion kamen insgesamt 16 Arbeiten von Günther Förg zum Aufruf, die fast ausnahmslos zugeschlagen werden konnten. "Ohne Titel" von 1993 (Los 945) erzielte € 87.500 und war das teuerste Werk, gefolgt von einer 1997 entstandenen Leinwand, die € 62.500 einspielte. Das Multiple "Ilka/Spiegel" wechselte mit € 13.750 - für mehr als das Dreifache der Taxe - in eine Schweizer Sammlung. Eine weiße Leinwand von Raimund Girke (Los 928 Taxe € 15.000/20.000) wurde oberhalb des Schätzpreises für € 23.750 in eine belgische Privatsammlung verkauft.


Kunst nach 1945 aus Österreich wurde in einer separaten Sektion angeboten und verkaufte sich hervorragend.

Günter Brus war international gefragt und der Star der 43 Lose umfassenden Österreich Offerte. Seine Werke erzielten Rekordpreise. Insgesamt wurden sechs Arbeiten von Günter Brus aufgerufen, die ausnahmslos zugeschlagen wurden. Die Nachfrage war groß und so kletterte die farbintensive Mischtechnik "An Mendelssohn Bertholdy, dem Menschen und dem Künstler" von 1985 von taxierten € 18.000 mühelos auf € 100.000 - mehr als das Fünffache ihrer Schätzung. Sie erzielte den höchsten Preis für diesen Künstler der bislang auf einer Auktion für ein einzelnes Werk bezahlt wurde. "Ich bin Nichts und Alles rund um ist Gegenständlich" eine Mischtechnik auf Papier von 1993 ging für € 31.250 an den Österreichischen Handel.

Günter Brus, „An Mendelssohn Barthold, dem Menschen und den Künstler“

Günter Brus, „An Mendelssohn Barthold, dem Menschen und den Künstler“ Foto: Karl & Faber

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