Art Düsseldorf

Die verflixte siebte Ausgabe?

Installation view, Art Düsseldorf 2025, max goelitz, Foto: Dirk Tacke

Wenn Erwartungshaltungen gegen Null tendieren, dann kann es nur mehr nach oben gehen: Der 7. Art Düsseldorf ist es nicht nur gelungen, sich als essenzielle junge Kunstmesse in Deutschland zu positionieren, sondern auch die teilnehmenden Galerien mit durchwegs soliden Umsätzen zu erfreuen.


Es war der anstrengendste Eröffnungstag einer Kunstmesse, seit ich als Galeristin arbeite.

Lisa Kandlhofer

So beschreibt Lisa Kandlhofer aus Wien ihren 11-stündigen Premierenmarathon auf der Art Düsseldorf vergangenen Donnerstag im Gespräch mit PARNASS. Die Besucher:innen-Resonanz war enorm, wie alle angesprochenen Galerist:innen der Kunstmesse bestätigt haben. Und es waren glücklicherweise wenige Adabeis dabei. Das Gros der Besucher:innen kam, um zu kaufen. Wie auch bei Lisa Kandlhofer, die mit Arbeiten von Alicia Viebrock (Leinwände bis zu 27.400 Euro), Paco Koenig (Zeichnungen auf Metallplatten 1.000 Euro) und den grandiosen „Ameisenstraßen“ von Maximilian Prüfer (12.000 Euro) bei Sammler:innen Treffer landen konnte.

Art Düsseldorf 2025, © Art Düsseldorf

Art Düsseldorf 2025, © Art Düsseldorf

„Ja, das Feedback der Austeller war überwiegend positiv – was den Besuch, aber auch die Verkäufe betrifft“, gibt sich der Chef der Art Düsseldorf, Walter Gehlen am vergangenen Freitagmorgen entspannt im Gespräch mit PARNASS. „Es ist natürlich extrem schwer derzeit einzuschätzen, wie sich die Turbulenzen, die Präsident Trump täglich auslöst, auf das Interesse und die Kauflust der Sammler auswirken werden.“ Und unterstreicht im Gespräch, dass seit dem Einstieg von Sandy Angus und Tim Etchells – die Messeveranstalter aus London mit Schwerpunkt auf den asiatischen Raum haben die Anteile der Messe Schweiz (Art Basel) 2019 übernommen – in die Dachgesellschaft der Art Düsseldorf die Anziehungskraft für Sammler:innen aus diesen Regionen sukzessive gesteigert werden konnte. „Heuer kamen über 600 Sammler aus Asien zur Messe,“ betont Gehlen. Wobei es sicherlich auch hilfreich ist, dass Düsseldorf auf die zweitgrößte japanische Community in Europa verweisen kann.

Walter Gehlen, Foto: Sebastian Drüen

Walter Gehlen, Foto: Sebastian Drüen

Jedoch nicht nur solche Kooperationen erleichtern heutzutage die Organisation einer Kunstmesse. Auf die zahlreichen österreichischen Galerien (11 Galerien plus die Queer Art Spaces Vienna mit einer Sonderpräsentation) bei der Art Düsseldorf angesprochen, erwidert Gehlen, froh zu sein, dass es in diesen finanziell engen Zeiten noch staatliche Unterstützungsprogramme wie in Österreich von der Wirtschaftskammer gibt, die Teilnahmen bei internationalen Kunstmessen fördern.

In diesem Jahr haben 75 Galerien an der Art Düsseldorf teilgenommen – davon fast die Hälfte, 33 Aussteller, zum ersten Mal. Die Kunstmesse präsentiert sich überwiegend zeitgenössisch jung und die Preise appellieren oft an eine interessierte, kommende Sammlergeneration: Wie etwa bei den intensiven, malerisch-zeichnerischen Arbeiten der 36-jährigen australischen Künstlerin Ellen Antico bei ruttkowski;68 (Leinwände bis 18.700 Euro) oder die poetischen Werke eines Edin Zenun (1.950 Euro) bei Zeller van Almsick, die die Galerie mit der neuen kontrastreichen Werkserie der Bildhauerin Bianca Phos (4.500 Euro) kombiniert. 

Bei MAM Mario Mauroner Contemporary Art sind es Exponate von Anneliese Schrenk (ab 4.000 Euro), die demnächst im Tresor des Kunstforums eine Solopräsentation haben wird, oder Iv Toshain (7.000 Euro), die auf Sammlerinteresse stießen.

Art Düsseldorf 2025, Foto: Achim Hehn

Art Düsseldorf 2025, Foto: Achim Hehn

Galerie Krinzinger konnte am Eröffnungstag eine raumgreifende Schlauch-Skulptur von Toni Schmale in einer bedeutenden deutschen Sammlung platzieren. Die Elektrohalle Rhomberg war mit den vielschichtigen Arbeiten der in Wien lebenden, japanischen Künstlerin Haruko Maeda erfolgreich (zwischen 7.000 und 21.000 Euro). 

Am Stand der GALERIE3 vermittelt der Künstler Alfredo Barsuglia persönlich ungeheuer charmant seine Arbeiten: Mit selbst gesponnenen Zuckerwatteskulpturen – manche würden in den USA gepixelt werden – ist das Eis zwischen Künstler und Interessierten schnell geschmolzen. Da kann dann schon über den Gesamtpreis seiner installativen Werkserie mit eigenhändiger Rahmung an einer Wand verhandelt werden (114.000 Euro). Bei Galerie Elisabeth & Klaus Thoman standen Arbeiten von Florin Kompatscher (25.000 Euro), Thomas Feuerstein und John Armleder im Mittelpunkt des Interesses.

GALERIE3 mit Alfredo Barsuglia, Violetta Ehnsperg und Juwelen Zhang, Art Düsseldorf 2025, Foto: Alfredo Barsuglia

GALERIE3 mit Alfredo Barsuglia, Violetta Ehnsperg und Juwelen Zhang, Art Düsseldorf 2025, Foto: Alfredo Barsuglia

Es ist natürlich extrem schwer derzeit einzuschätzen, wie sich die Turbulenzen, die Präsident Trump täglich auslöst, auf das Interesse und die Kauflust der Sammler auswirken werden.

Walter Gehlen

Die Galerie Zink überrascht mit einer „freaky“ Skulptur von Muntean & Rosenblum (45.000 Euro) und bringt Besucher:innen mit den kleinen Porzellan-Skulpturen von Gerry Wedd (zwischen 500 bis 2.500 Euro) zum Schmunzeln. Bei der Galerie Kornfeld verbindet die Künstlerin Johanna Reich fulminant delikate Malerei mit Videos (zwischen 2.200 bis 15.800 Euro). 

Pointierte feministische Positionen waren bei max goelitz mit Brigitte Kowanz (zwischen 43.000 und 59.000 Euro), bei Gisela Clement mit Ulrike Rosenbach (ab 12.000 Euro) und bei Galerie Steinek mit einer wunderbaren Solopräsentation von Renate Bertlmann (ab 1.000 Euro) zu bewundern. Nachhaltiges Aufsehen erregte die Präsentation von Offerus Ablinger (zwischen 600 und 5.800 Euro) der Queer Art Spaces Vienna: Nachdem das Thema „Queer“ in den kommenden Monaten in einigen Museen und Institutionen in Deutschland – wie beim K21 in Düsseldorf – im Fokus stehen wird, konnten (Mit-)Initiator Michael Kaufmann und Kuratorin Marija Nujic zahlreiche Anfragen verzeichnen (u.a. die Städtischen Museen und Galerien Paderborn).

Installation view, Art Düsseldorf 2025, max goelitz, Foto: Dirk Tacke

Installation view, Art Düsseldorf 2025, max goelitz, Foto: Dirk Tacke

 

Bei all der Erleichterung ob des Verkaufserfolgs der Art Düsseldorf, sollte ein Faktum nicht außer Acht gelassen werden: Als erste große, international ernstzunehmende Kunstmesse des Jahres in Deutschland müssen Sammler:innen des Landes nun liefern. Denn jahrelang haben sie in Gesprächen herumgemosert, sich bei Ankäufen zurückzuhalten. Abzuwarten bis endlich der Mehrwertsteuersatz auf Kunst reduziert wird. Nun, seit Anfangs des Jahres 2025 liegt der nun bei sieben Prozent.

Spitz formuliert: Da gab‘s keine Ausreden mehr – sie waren quasi gezwungen, Kunst kaufen.

Art Düsseldorf 2025, Foto: Achim Hehn

Art Düsseldorf 2025, Foto: Achim Hehn

Galerie Kandlhofer mit Alicia Viehbröck, Acaye Kerunen, Paco Koenig, Maximilian Prüfer, Marc Henry, Art Düsseldorf 2025, Foto: Jana Buch

Galerie Kandlhofer mit Alicia Viehbröck, Acaye Kerunen, Paco Koenig, Maximilian Prüfer, Marc Henry, Art Düsseldorf 2025, Foto: Jana Buch

 Galerie Krinzinger mit Marina Abramović, Secundino Hernández, Toni Schmale, Erik Schmidt, Art Düsseldorf, 2025, courtesy Galerie Krinzinger and the artists

Galerie Krinzinger mit Marina Abramović, Secundino Hernández, Toni Schmale, Erik Schmidt, Art Düsseldorf, 2025, courtesy Galerie Krinzinger and the artists

 Galerie Krinzinger mit Marina Abramović, Secundino Hernández, Toni Schmale, Erik Schmidt, Art Düsseldorf, 2025, courtesy Galerie Krinzinger and the artists

Galerie Krinzinger mit Marina Abramović, Secundino Hernández, Toni Schmale, Erik Schmidt, Art Düsseldorf, 2025, courtesy Galerie Krinzinger and the artists

Galerie Krinzinger mit Marina Abramović, Secundino Hernández, Toni Schmale, Erik Schmidt, Art Düsseldorf, 2025, courtesy Galerie Krinzinger and the artists

Galerie Krinzinger mit Marina Abramović, Secundino Hernández, Toni Schmale, Erik Schmidt, Art Düsseldorf, 2025, courtesy Galerie Krinzinger and the artists

Galerie Krinzinger mit Marina Abramović, Secundino Hernández, Toni Schmale, Erik Schmidt, Art Düsseldorf, 2025, courtesy Galerie Krinzinger and the artists

Galerie Krinzinger mit Marina Abramović, Secundino Hernández, Toni Schmale, Erik Schmidt, Art Düsseldorf, 2025, courtesy Galerie Krinzinger and the artists

Marina Abramović, Holding Emptiness (B) (from the series "With Eyes Closed I See Happiness"), 2012, Pigmentdruck, 160 x 160 cm, Ed. 7 + 2 AP, Courtesy Galerie Krinzinger © Marina Abramović Archives / Bildrecht, Wien 2017

Marina Abramović, Holding Emptiness (B) (from the series "With Eyes Closed I See Happiness"), 2012, Pigmentdruck, 160 x 160 cm, Ed. 7 + 2 AP, Courtesy Galerie Krinzinger © Marina Abramović Archives / Bildrecht, Wien 2017

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