Braucht Wien noch eine Messe?

Die erste Ausgabe der Affordable Art Fair fand im Oktober 1999 im Londoner Battersea Park statt. Seit damals hat das Messeformat, das Kunstwerke im niedrigen Preissegment bis zu 10.000 Euro anbietet, expandiert und findet in insgesamt 13 Städten statt: London, New York, Austin, Hongkong, Berlin, Hamburg, Amsterdam, Brüssel, Singapur, Stockholm, Melbourne, Brisbane und Sydney. 2025 kommen zwei neue Standorte dazu, neben Boston eröffnet die Affordable Art Fair nun auch erstmals in Wien. Leiterin ist Tanya van Breda Vriesman, die zuvor unter anderem als Projekt Managerin bei Curated by und der Foto Wien tätig war, im operativen Team der viennacontemporary und der Stage Bregenz. Doch braucht Wien noch eine neue Messe und was bietet die Affordable Art Fair an? Wir trafen Tanya van Breda Vriesman in Wien.
PARNASS: Wien hat bekanntermaßen ein Überangebot an Messen mit verschiedenen Formaten. Kann sich hier eine neue Messe noch etablieren?
Tanya van Breda Vriesman: Es stimmt natürlich, dass es in Wien bereits sehr viele Messen gibt. Aber ich glaube, dass das Potenzial von Menschen, die Kunst kaufen wollen noch nicht ausgeschöpft ist. Die Affordable Art ist international seit 25 Jahren erfolgreich und hat sich das Projekt in Wien genau überlegt. Bereits vor 2020 wollten die Messebetreiber nach Wien kommen. Der Standort Wien war immer im Fokus, doch aufgrund der Covid-Pandemie musste die Realisierung verschoben werden. Jede Messe hat ihre Charakteristika und ihr Alleinstellungsmerkmal. Mit der Affordable Art, die Werke in einem Preissegment bis zu maximal 10.000 Euro anbietet wollen wir ein breites Publikum ansprechen und auch junge Sammler:innen oder Einsteiger:innen gewinnen.
P: Wenn man das Preisniveau ansieht, würde man vermuten, dass hauptsächlich Werke von sehr junge Künstler:innen von den Galerien gezeigt werden oder der Fokus auf Projekträumen oder Künstler:innenständen liegt.
TVBV: Der Schwerpunkt liegt auf jeden Fall bei Galerieständen, denn das sichert eine gewisse Qualitätsgarantie. Etwa fünf Prozent sind sogenannte Artist-Collectives, die aber ebenso gut organisiert sind wie Galerien.
Insgesamt zeigen wir eine spannende Mischung aus etablierten und aufstrebenden Künstler:innen. Von etablierten Künstler:innen werden beispielsweise Editionen oder Papierarbeiten angeboten, die nicht so hochpreisig sind.

Tanya van Breda Vriesman, Foto: Kris Kulakova
P: Wie wollen Sie ein Sammler:innenpublikum für diese neue Messe begeistern und welche Zielgruppe wollen Sie ansprechen?
TVBV: Viele Menschen, die kunstinteressiert sind, trauen sich nicht, in eine Galerie zu gehen, weil sie Angst haben, sie könnten sich nicht gut genug auskennen in der zeitgenössischen Kunst. Das ist sehr schade, denn die Galerien in Österreich zeigen allesamt ein sehr gutes Programm. Mit einer Messe, auf der ein breites Spektrum an Werken gezeigt wird, die durchaus erschwinglich sind, gelingt es uns vielleicht, diese Schwellenangst zu überwinden und den einen oder anderen dafür zu gewinnen, eine Zeichnung, eine Fotografie oder auch ein Leinwandbild zu kaufen – und eben kein Poster oder einen Printabzug eines bekannten Malers.
P: Der Eintritt ist allerdings auch eine Hemmschwelle für viele. Ein Vernissagen-Ticket kostet um die 35 Euro.
TVBV: Alle Wiener Messen verlangen einen Eintritt und der genannte Preis gilt nur für die Vernissage, die exklusiver ist. Am Freitag gibt es im Online-Vorverkauf Early Bird Tickets um € 12,72 bzw. ermäßigt um € 9,54 Euro oder ein Art@Sunset ab 17.00 um € 14,84 Jugendliche und Kinder bis 16 Jahre sind frei, Studenten erhalten eine Ermäßigung usw. Darüber hinaus bieten wir den Galerien ein großzügiges Kontingent an Karten an, um ihre Gäste einzuladen. Ebenso geht ein Prozentsatz unseres Ticketsverkaufs als Spende an die Initiative Hunger auf Kunst und Kultur. Zusätzlich zur Ausstellung bietet die Affordable Art Fair auch ein facettenreiches Programm, das den Dialog über Kunst fördert.

Affordable Art Fair Hamburg, 2024 © Affordable Art Fair
P: Was wird dieses Programm bieten?
TVBV: Es wird die Gelegenheit geben, Künstler:innen und Galerist:innen persönlich zu treffen, mehr über die gezeigten Werke zu erfahren Workshops, thematische Führungen und Late-Night-Events eröffnen zusätzliche Möglichkeiten für kreativen Austausch und erlauben es, Kunst aus unterschiedlichen Perspektiven zu erleben. Daher ist es uns auch das Rahmenprogramm wichtig, mit Führungen für Einsteiger:innen: worauf sie bei einem Kunstkauf achten sollen warum es etwas ganz anderes ist, ein Original von einem Künstler oder einer Künstlerin zu kaufen, was eine Edition ist, was in diesem Zusammenhang eine Auflage bedeutet, usw. Wir wollen eine basisorientierte Starthilfe geben. Die Messe soll jedoch darüber hinaus auch ein Erlebnis sein.
P: Inwiefern? Was ist geplant?
TVBV: Anders als viele Messen wollen wir kein VIP-Programm außerhalb der Messe machen, sondern direkt am Messegelände ein cooles und interessantes Programm mit Kulinarik und Musik anbieten – mit einer kreativen Foodarea, von Kaffee bis Cocktails, mit gutem Wein aus Österreich usw. Auch wenn der Fokus klar auf der Kunstmesse liegt, gehört zur Affordable Art auch ein gewisses Festival-Flair, – auch um ein junges Publikum zu begeistern.
P: Wie international sind die Teilnehmer:innen auf der Messe in Wien?
TVBV: Wir arbeiten mit Galerien zusammen, die schon sehr lange und sehr erfolgreich mit der Affordable Art on tour sind und auch für Wien zugesagt haben, etwa aus Spanien und den Niederlanden, wo die Affordable Art sehr erfolgreich und beim Publikum sehr beliebt ist. Das sind Galerien, die das erste Mal in Wien ausstellen, was die Messe für das heimische Publikum wieder interessant macht. Aber natürlich ist es uns auch wichtig, die lokale Galerieszene dabeizuhaben. So wird die Galerie Hilger vertreten sein, Zimmermann Kratochwill oder die Galerie bei der Albertina.Zetter.

Affordable Art Fair NYC © Phillip Reed
Affordable Art Fair Vienna
MARX Halle
Karl-Farkas-Gasse 19
1030 Wien
Österreich
Öffnungszeiten
Donnerstag 22. Mai:
Vernissage: 14:00 – 21:00
Freitag 23. Mai:
12:00 – 21:00
Art@Sunset: 17:00 – 21:00
Samstag 24.Mai:
10:00 – 19:00
Family hour: 10:00 – 12:00
Sonntag 25. Mai:
10:00 – 18:00
Family hour: 10:00 – 12:00