Art Brussels: Wie eine Messe neue Stärke zeigt

Julien Creuzet (Gewinner des Solo Prize), Mendes Wood DM, Art Brussels 2025, © David Plas

Sie hat sich die massiven Kritiken zu Herzen genommen – Planung, Organisation und Messedesign umstrukturiert und ist den Bedürfnissen der 165 internationalen Galerien weitgehend entgegengekommen: Die 41. Art Brussels beweist heuer erfolgreich, dass mit Reflektion und Flexibilität die Appearance einer Kunstmesse sehr zum Positiven gewandelt werden kann.


Der Kelch ist an ihnen vorübergegangen. Zumindest vorerst. „Die Verhandlungen mit der neuen Regierung laufen in die richtige Richtung“, erklärt die Chefin der Art Brussels, Nele Verhaeren, im Gespräch mit PARNASS. „Wir sind sicher, dass die aktuelle Quote bleiben wird“, gibt sie sich überzeugt.

Welche Verhandlungen?

Blickt man ins Vorjahr zurück, stand die 40. Ausgabe der Kunstmesse unter keinem guten Stern. Denn die Übergangsregierung hatte geplant, mit Anfang 2025 den Steuersatz auf Kunst von sechs auf 21 Prozent zu erhöhen. Ein absolutes Desaster für die belgische Kunstszene: Alle angrenzenden Länder haben eine viel niedrigere Steuerquote – Deutschland mit Beginn des Jahres. Nachdem sowohl zahlreiche ausländische Galerien ob dieser steuerlichen Vorteile ihre (Zweit-)Zelte in der europäischen Hauptstadt aufgeschlagen als auch Künstler:innen hier Ateliers gemietet haben, wurde ein kultureller Kahlschlag befürchtet. Die Kunstmesse stand 2024 vor allem im Zeichen dieses Kampfes.

Art Brussels 2023, Außenansicht, © David Plas

Art Brussels 2023, Außenansicht, © David Plas

Jedoch hat die Messe mit den Kampfparolen nebenbei versucht, organisatorische Schwächen, den Unmut der nationalen wie internationalen Sammler:innen wegen des Umzugs vom Stadtzentrum ins Messegelände und den mangelnden verkäuferischen Erfolg zu kaschieren (vgl. PARNASS vom 29.04.2024).

Es läuft tatsächlich sehr gut!

Luis Berenguer de la Peña, Sales Director bei Almine Rech in Brüssel

Bei der 41. Ausgabe der Art Brussels ist davon nichts mehr zu spüren. Das Damoklesschwert der hohen Mehrwertsteuer ist gebannt und die Messeleitung hat bewiesen, dass es zum Vorteil gereicht, Kritik ernst- und Änderungen vorzunehmen: Die Ausstellerzahl wurde heuer von 177 im Jahr 2024 auf 165 Galerien aus 35 Ländern reduziert. Eine Entscheidung, die die Qualität der Messe fördert.

Die Messe hat sich ein kleines Kunstankaufsbudget von 10.000 Euro bewilligt und Sponsoren gefunden, die Preisgelder von 15.000 Euro (für den besten Stand etc.) ausgelobt haben. Des Weiteren gibt es die Sektion „invited“, für die Experten Einladungen an jüngere, spannende Galerien ausprechen. Die belgische Form der Einladung bedeutet, dass die Aussteller „lediglich“ 5.000 Euro für den Stand zu bezahlen haben.

Art Brussels 2025, © David Plas

Art Brussels 2025, © David Plas

Mendes Wood DM , Foto: Art Brussels 2025, © David Plas

Mendes Wood DM , Foto: Art Brussels 2025, © David Plas

Arthur Vandergucht, De Brock Gallery, Foto: Art Brussels 2025, © David Plas

Arthur Vandergucht, De Brock Gallery, Foto: Art Brussels 2025, © David Plas

Marcia Tello, paseolab, Art Brussels 2025, Courtesy of paseolab and the artist

Marcia Tello, paseolab, Art Brussels 2025, Courtesy of paseolab and the artist

Julien Creuzet (Gewinner des Solo Prize), Mendes Wood DM, Art Brussels 2025, © David Plas

Julien Creuzet (Gewinner des Solo Prize), Mendes Wood DM, Art Brussels 2025, © David Plas

Wie auch immer: Die Art Brussels hat auch die Hospitality verstärkt. Der Tag der Vernissage wurde regelrecht gestürmt. Es ist Nele Verharen und ihrem Team gelungen, vergraulte Sammler:innen aus dem In- wie Ausland wieder zu gewinnen. Ein belgischer Galerist betonte auch, damit ein positives Zeichen gegen die Widrigkeiten am internationalen Parkett bieten zu wollen. Gerade in Brüssel – Sitz der EU und NATO.

Die Stimmung war ausgezeichnet, die Besucher:innen genossen augenscheinlich das neue hellere, großzügige Messeambiente und die positive Stimmung machte sich unmittelbar bei den Umsatzzahlen bemerkbar.

Die Galerie Lelong konnte kurz nach der Eröffnung den Verkauf eines Mittelformats von Tracy Emin um eine Million Euro verbuchen. Bei der Galerie Templon fand eine ungemein starke Arbeit des senegalesischen Künstlers Omar BA um 100.000 Euro einen Sammler.

Galerie Lelong, Art Brussels 2025, © David Plas

Galerie Lelong, Art Brussels 2025, © David Plas

Nachhaltig-erfolgreiche Ausgaben wird sich die Kunstmesse in diesen Zeiten wohl jedes Jahr neu erobern müssen.

Christof Habres

ZAHLREICHE ERFOLGE

„Es läuft tatsächlich sehr gut!“, bestätigt ein erfreuter Luis Berenguer de la Peña, Sales Director bei Almine Rech in Brüssel. Der Madrilene verzeichnete Erfolge mit Arbeiten von Joël Andrianomearisoa (aus einer neuen, sehr poetischen Serie um 23.000 Euro) oder mit einem nachdenklichen Cupido von Hans Op de Beek (45.000 Euro). 

Ani Molnár kann die Nachfrage zu Radenko Milaks großartiger Malerei (ab 6.000 Euro) kaum bedienen. Mira Bernabeu zeigt die eindringlich-berührenden Arbeiten von Teresa Lanceta. Mit ihren textilen Werken lässt sie die Traditionen der drei Religionen der iberischen Halbinsel einfließen – die Tapisserien der Muslime, das Bleichen der Stoffe der Juden und das Zusammennähen der Christen (12.000 bis 36.000 Euro). Bei Lisa Kandlhofer sind es die komplex-kühnen, farbintensiven Arbeiten zwischen Malerei und Skulptur von Harminder Judge, die auf Interesse stoßen (zwischen 6.000 bis 26.000 Euro).

Radenko Milak, Metropolis, 2025, watercolor on paper (multiframe, 3 pieces), 100 x 200 cm, Courtesy of Ani Molnár Gallery

Radenko Milak, Metropolis, 2025, watercolor on paper (multiframe, 3 pieces), 100 x 200 cm, Courtesy of Ani Molnár Gallery

Was die Art Brussels abseits der Blue Chips auszeichnet, sind die zahlreichen jungen Positionen: Angefangen mit den ironisch-feinen Stoffskulpturen von Karo Kuchar (von 1.600 bis 14.000 Euro) bei Sebastian Suppan, der über die Schwestermesse Art Antwerpen zum ersten Mal nach Brüssel gekommen ist und gut verkaufen konnte. Oder bei Artnueve aus Murcia gilt es den 31-jährigen Künstler Manuel Romero zu entdecken: Seine vielschichtigen Leinwände sind zwischen 2.500 und 12.000 Euro ausgepreist. Er wird demnächst mit einer Show in der „Filiale“ der Galerie Grässlin in Frankfurt zu sehen sein. 

Bei der Galerie Nave aus Lissabon ist es die „pharmazeutische“ Werkserie des 1996 geborenen Portugiesen Francisco Correia (3.200 Euro) oder bei paseolab aus Lima ist es die 24-jährige Marcia Tello, die mit ihrer malerischen Darstellung von Urwäldern, Stränden touristische Traumvorstellungen konterkariert (1.950 Euro), die auf Sammlerinteresse gestoßen sind.

 

Selbst wenn die 41. Ausgabe der Art Brussels grundlegend positiv gelaufen ist: Nachhaltig-erfolgreiche Ausgaben wird sich die Kunstmesse in diesen Zeiten wohl jedes Jahr neu erobern müssen.

Karo Kuchar, Sebastian Suppan, Art Brussels 2025, Courtesy of Sebastian Suppan and the artist

Karo Kuchar, Sebastian Suppan, Art Brussels 2025, Courtesy of Sebastian Suppan and the artist

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