Art Basel: Zwischen Standort-Debatte und Rekordverkäufen

Die 56. Ausgabe der weltweit wichtigsten Kunstmesse muss sich in einem schwierigen Umfeld beweisen: Nicht nur die politisch-wirtschaftliche Weltlage macht der Messe zu schaffen, sondern auch die nicht enden wollenden Diskussionen darüber, ob sie an ihrem Heimatort bestehen bleibt – oder ihre Zelte abbricht, um demnächst gänzlich nach Paris zu übersiedeln.
Standort-Debatte im Kunstherz
„Das geht doch nicht!“, kommentiert eine Sammlerin aus München die Diskussion darüber, ob die Messe Schweiz ihr Flaggschiff aus Basel abziehen wird: „Ich habe doch schon für die kommenden Jahre mein Hotelzimmer in Basel reserviert“, klagt sie mit einem ironischen Unterton. Bis dato ist dahingehend noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden. Aber eben auch die Situation bei Hotels, deren oft inferiore Qualität und die enormen Preise während der Kunstmesse, lassen zahlreiche Sammler:innen und Galerist:innen eher mit Paris liebäugeln. Sammler:innen könnten somit ihre europäische Art-Basel-Einkaufstour auf einen singulären Besuch in der französischen Hauptstadt reduzieren. Bei den Kunstkäufer:innen aus den Vereinigten Staaten ist dies heuer bereits zu bemerken: Deren Präsenz war signifikant geringer. Was aber auch mit der politischen wie wirtschaftlichen Situation zu tun haben kann. Der endgültige Beweis wird im Oktober erbracht werden, nach der Art Basel in Paris.

CROY NIELSEN, zu sehen sind Arbeiten von Olga Balema und Tomas Joshua Leth, Art Basel 2025, Foto: CROY NIELSEN
Verkaufserfolge und Galeriebilanz
Nach den ersten Tagen der 56. Kunstmesse in Basel war die Stimmung relativ entspannt. Aber bei weitem nicht euphorisch. „Es läuft ganz gut, sogar besser als im Vorjahr“, unterstreicht der Galerist Martin Janda im Gespräch mit PARNASS. „Wir konnten kleinere Arbeiten von Erwin Bohatsch, Svenja Deininger oder Hugo Canoilas verkaufen, aber es fehlt noch der große Abschluss“, so der Galerist weiter. Auch bei den Galerien Krinzinger und Schwarzwälder waren ähnliche Aussagen zu hören. Bei Schwarzwälder wusste das Team das Aufsehen rund um die Gestaltung des Messevorplatz zu nutzen und so wurde eine Arbeit von Katharina Grosse verkauft. Die Künstlerin schuf eine großartige, überdimensionierte wie farbintensive Installation, die von der Außenmauer der Messehalle über den Platz bis auf die Straßenlampe reichte. Eine Kooperation der Galerien Gagosian, Hetzler und Schwarzwälder. Wobei die Künstlerin mit der Wiener Galerie am längsten zusammenarbeitet.

Katharina Grosse CHOIR, 2025, Messeplatz project, Art Basel, Courtesy of the artist (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Art Basel in Basel 2025, Courtesy of Art Basel
Krinzinger zeigt auf
Bei Krinzinger waren Hans Op de Beeck, Secundino Hernández oder Waqas Khan (Triptychon um 30.000 Euro) stark nachgefragt. Einen besonderen Coup konnte die Galerie bei der Sektion „Art Unlimited“ landen: Die epochale Installation „The Voyage – A March to Utopia“ des Ateliers van Lieshout ist über hundert Meter lang und besteht aus 160 einzelnen Skulpturen.
Einen durchaus erfolgreichen Premierentag verzeichnete auch die Galerie Ropac mit Verkäufen von Baselitz (1,8 Millionen Euro), Robert Rauschenberg (1,5 Millionen US-Dollar) oder zwei Arbeiten von Martha Jungwirth (360.000 Euro und 320.000 Euro). Die Galerie konnte den Preview-Tag mit einem Umsatz von mehr als 11,2 Millionen Euro beschließen.

Atelier Van Lieshout, Galerie Krinzinger, OMR, in collaboration with: Galerie Jousse Entreprise, Galerie Ron Mandos, Courtesy of Art Basel
Außerdem im Fokus internationaler Sammler:innen: Gagosian verkauft einen großformatigen Amoako Boafo für 400.000 US-Dollar. Eine Preislage, die derzeit weit von den vergangenen Millionenwerten des gehypten Künstlers entfernt ist. Und bei der sich Kunsthändler in Wien bei Kunstmessen wie der Art Austria vielleicht einmal überlegen sollten, ob sie mit ihrer Preisspange von 260.000 bis 290.000 Euro für Kleinformate des Künstlers nicht zu hoch angesiedelt sind.
Auf enorme Nachfrage stoßen derzeit die Werke der japanisch-schweizerischen Künstlerin Leiko Ikemura. Ihre Leinwände und Skulpturen waren bei Galerien wie Lisson, Schöttle, Greve oder Kilchmann zu sehen und meist verkauft (Preisrange 52.000 Euro bis 350.000 Euro). Ob sich die starke Nachfrage und das Interesse an der Künstlerin auch in einer spannenden Museumausstellung manifestieren wird, werden Kunstinteressierte ab November in der Wiener Albertina verfolgen können. Da wird die Künstlerin erstmal mit einer Einzelausstellung zu sehen sein. Neben Ikemura fasziniert bei Kilchmann eine Bild-Video-Installation „Think Twice“ von Zilla Leutenegger – einer in einem Sessel knotzenden, New York Times lesenden Person brennt die Zeitung vom oberen Rand her ab. Ein an sich friedliches Bild bekommt damit einen bedrohlichen Hintergrund (Edition von drei, 35.000 Euro).

Galerie Martin Janda, zu sehen sind Arbeiten von Svenja Deininger, Tania Pérez Córdova und Július Koller, Art Basel 2025, Foto: Andrea Rossetti
Ausblick auf Paris und Doha
Selbst wenn die Eröffnungstage der Art Basel mit guten Verkäufen punkten konnten, müssen in schwierigen Zeiten noch drängende Fragen für die Messe Schweiz, der Muttergesellschaft der Art Basel, beantwortet werden: Das beinhaltet nicht nur die Standorte in Basel oder Paris, sondern selbstverständlich die neue Ausgabe der Kunstmesse in Doha: Die Art Basel Qatar wird erstmals im Februar 2026 über die Bühne gehen und unter Umständen ein Gradmesser für den globalen Kunsthandel sein. Denn wie in vielen Gesprächen herauszuhören war, kann es tatsächlich sein, dass sich die Zentren des Kunstmarkts merklich weg von Europa und den USA bewegen und Seoul, Hongkong oder eben Doha in den Mittelpunkt rücken. Länder, Metropolen, in denen der Handel noch floriert, wie ein Wiener Galerist betont hat. Da wird dann die Frage ob Basel oder Paris zum Nebenschauplatz.

Art Basel in Basel 2025, Courtesy of Art Basel