Zwischen Linien, Gesten und Klang
Die Ausstellung in der Galerie Gölles zeigt Werke von Constantin Luser in Dialog mit Arbeiten von TOMAK. Die filigrane Drahtgebilde treffen auf die kraftvolle Gestik.
Von der Linie zur Klangskulptur: Constantin Lusers mehrdimensionale Kunst
Beide Künstler verbindet das Interesse an der Zeichnung. Constantin Luser schreibt seine Objekte aus Messingdraht gekonnt in den Raum ein und übersetzt die Linie in die dritte Dimension.
Trotz der konstruktiven Struktur, entziehen sich Lusers Objekte einer eindeutigen Lesbarkeit und oszillieren an der Schnittstelle von Figur und Abstraktion. Interaktiv sind hingegen Lusers Klangskulpturen, die sich zuweilen bis zum monumentalen Vibrosaurus auswachsen können. Die Besucher sind eingeladen die Skulpturen aktiv zu benützen und „Schwingungen in den Raum zu schicken. So wird die Mehrfachlinie von der Zeichnung zur Skulptur bis hin zum Klang übersetzt.“
TOMAKs künstlerische Auseinandersetzung mit KI und Zeitgeschehen
Die Werke von TOMAK schließen an seine große Einzelausstellung im Museum Angerlehner an, die kuratiert von Antonio Rosa de Pauli, neue Werke zeigte, in denen TOMAK radikal mit seinen früheren präzisen Zeichnungen aufräumte. Doch anders als bisher dominiert die malerische Geste über die realistische Zeichnung. Innerhalb der Zeichnung sucht TOMAK nach Welterklärungen, stets wissbegierig und neugierig, geht er den Dingen auf den Grund. Nie bleibt er dabei an der Oberfläche, sondern liest und arbeitet sich ein in die Literatur, Philosophie und Geschichte – um diese dann als Kommentar des Zeitgeschehens zu verwenden. Das Thema Mensch und Maschine, das ihn seit vielen Jahren beschäftigt ist auch hier präsent, doch statt der mechanischen Maschine dominiert nun die KI. Lustvoll wie dystopisch zugleich arbeitet er sich an diesem Thema ab, hinterfragt die Rolle der digitalen Tools und schafft einen Parcours aus Zeichnungen, Übermalungen, Löschungen und Objekten, die an Roboter erinnern, ebenso wie an Kreaturen.
Der Gegensatz zwischen Kontrolle und Intuition, zwischen präziser Zeichnung und freier Geste prägt die Bilder dieser Ausstellung, doch diesmal scheint das Spontane die Oberhand zu bekommen, das Chaos über die Ordnung zu dominieren. Oder ist es vielmehr die Maschine, die genährt vom Menschen die Gestik übernommen hat, wie TOMAK in seiner Serie „Robots“ andeutet, in der er spontan mit beiden Händen die Darstellung eines Roboters auf die weiße Fläche setzt und ihn zur zentralen Figur erhebt? Die Objekte von Constantin Luser treten damit in einen kongenialen Dialog und scheinen die Themen der Arbeiten von TOMAK aufzunehmen und in den Raum weiterzudenken.
Galerie Gölles
Augasse 4, 8280 Fürstenfeld
Österreich
bis 18. Jänner 2025