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Yutie Lee im Kunstverein Göttingen

Yutie Lee, CC, 2018, Glazed ceramic, ballpoint pen, ca. 14 x 12 x 10,5 cm, In collaboration with Hans-Georg Fiederling-Kapteinat 

Kunstverein Göttingen

Gotmarstraße 1, 37073 Göttingen
Deutschland

KünstlerIn: Yutie Lee

Titel: Ekstase 123

Datum: 4. August - 16. September 2018 

Fotografie: Courtesy the artist and Kunstverein Göttingen | Foto: Marius Land

Notiz: Link Videoarbeit

Presstext:

In ihrer multidisziplinären Praxis verbindet die Künstlerin Yutie Lee Erzählungen und Bezüge aus Populärkultur, Literatur und Geschichte sowie aus ihrer eigenen Biografie. Für ihre erste institutionelle Einzelausstellung im Kunstverein Göttingen beschäftigt sich Lee mit dem Erfinden und Verschlüsseln von Sprache und Emotionen. Unter dem Titel Ekstase 123 werden gerade jene Bewusstseinszustände und Bereiche unserer Kommunikation angesprochen, die sich eigentlich durch ihre Unübersetzbarkeit auszeichnen.

Für die Ausstellung kombiniert Lee fiktionale und historische Stränge von drei ikonischen Frauenfiguren, die sich mit der Thematik der Codierung auf sehr unterschiedliche Art und Weise auseinandergesetzt haben: Die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) beschäftigte sich in ihren Traumnotaten von 1962 bis 1966 mit der sprachlichen Unteilbarkeit von Schmerz; die vor allem als Schauspielerin bekannte Hedy Lamarr (1914-2000) erfand während des Zweiten Weltkriegs eine verschlüsselte Funkfernsteuerung, die in heutigen Bluetooth-Geräten zum Einsatz kommt, und die Äbtissin, Universalgelehrte, Komponistin und Mystikerin Hildegard von Bingen (1098-1179) entwickelte eine eigene Schrift und Sprache.

Die Erzählungen von und über diese drei Charaktere - Bachmann, Lamarr, von Bingen - verbindet außerdem das Phänomen eines rauschhaften Zustandes - von den Visionen Hildegard von Bingens, über den ersten weiblichen Orgasmus in einem Kinofilm 1933 gespielt von Lamarr bis hin zu dem ekstatischen Verliebtsein von Bachmanns Elisabeth in der Geschichte „Drei Wege zum See“. Yutie Lee greift in ihren Werken diese historisch voneinander entfernten Geschichten auf, um sie in eine gemeinsame Bild- und Formensprache zu überführen.

Das Kernstück der Ausstellung ist eine Publikation, die auf der sogenannten litterae ignotae basiert. Dabei handelt es sich um 23 von Hildegard von Bingen erfundene Geheimbuchstaben, aus der Yutie Lee eine digitale Schrift entwickelt hat. Ergänzt durch zehn stilistisch modifizierte chinesische Symbole als Zahlen dient ihr die TypographieHvB als Grundlage für die Künstlerinnenpublikation, die von Edition Taube (https://www.editiontaube.de/) herausgegeben wird.

Yutie Lee (*1988, Taipeh, Taiwan) lebt und arbeitet in München und Taipeh. 2015 schloss sie ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste München als Meisterschülerin bei Prof. Olaf Nicolai ab. Sie zeigte ihre Arbeiten u.a. in Gruppenausstellungen bei Dreiviertel, Bern, CH; Kunstverein München, DE; Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis, Bregenz, AT; Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien, Graz, AT; Galerie der Künstler, München, DE und ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe, DE.