Welche Kunst kauft die Stadt Wien?

Gekauft! Und dann?, Ausstellungsansicht, © Klaus Pichler, Wien Museum

Was für ein wohltuender Ausstellungsparcours – Cäcilia Brown, Liesl Raff, Francis Ruyter, Anna Schachinger, Ashley Hans Scheirl, Maja Vukoje, Christoph Weber – und viele, viele mehr sind hier vertreten. Es handelt sich um jene künstlerischen Positionen, von denen die Stadt Wien Arbeiten besitzt. Im musa wagt man eine Bestandsaufnahme der Sammlertätigkeit der letzten Jahrzehnte.


„Gekauft! Und dann?“ – fragt aktuell das musa. Noch bis Ende Februar kann man hier bei freiem Eintritt einen Blick auf jene Kunst werfen, die die Kulturabteilung der Stadt Wien und damit alle Wiener:innen seit 1945 mit dem Steuerbudget der Stadt Wien erworben haben. Seit 1951 kauft Wien mit bewusstem Fördergedanken strategisch Kunst an. Rund 80 Positionen in Wien lebender und arbeitender Künstler:innen erwirbt die MA 7 jährlich. Für viele ist das der erste Ankauf durch eine öffentliche Stelle am Beginn ihrer Laufbahn.

Seit dem Beginn der zweiten Republik gelten zwei Kriterien bis heute: es gibt keine Preisverhandlungen und zu fördern sind möglichst viele Künstler:innen bei bestmöglicher Qualität. So ergab sich ein Überhang im Medium Grafik in den ersten Ankaufsjahrzehnten. Auch in den 2000er-Jahren waren Malerei und Fotografie die primären Medien. Doch dies öffnete sich in der jüngeren Vergangenheit zusehends: Im Unterschied zu den Ankäufen des Bundes kauft die Stadt trotz konstant hoher Einreichungen mittlerweile weniger Malerei an. In den letzten Jahren stieg vor allem die Anzahl an eingereichten Werken aus den Bereichen der Objekt-, Video- und Soundkunst sowie Installationen“, erklärt der Einleitungstext der Ausstellung.

Gekauft! Und dann?, Ausstellungsansicht, © Klaus Pichler, Wien Museum

Gekauft! Und dann?, Ausstellungsansicht, © Klaus Pichler, Wien Museum


Inzwischen sind auch schon digitale Kunstwerke (Palais des Beaux Arts) und Performances (Barbis Ruder) Teil der Sammlung – beides wird in der Schau nachvollziehbar gemacht. Auch Werke, die sich auflösen und verändern sind in der ausgestellten Zusammenstellung in der Sammlung vertreten und auch in im musa aktuell zu sehen.

Ist es noch zeitgemäß, Kunstwerke für die Ewigkeit aufzubewahren? Wer sagt eigentlich, dass sich Objekte nicht irgendwann auflösen dürfen?

Vincent Weisl, Ausstellungskurator

Zu hoffen bleibt, dass sich die Budgets nicht irgendwann auflösen. Aktuell bewegen sich diese für den Bereich Ankäufe ungefähr bei 500.000 Euro jährlich. Der Kunstankauf der Stadt Wien ist nur ein kleiner Teil der städtischen Förderungsstrategie für bildende Kunst und Medienkunst, der Großteil des Budgets geht an Institutionen. Direkte Förderungsmittel für bildende Künstler:innen sind neben dem Ankauf Einzelförderungen für Vorhaben wie Ausstellungen, Arbeitsstipendien, Preise oder START-Atelierplätze.

Laia Fabre, The Fountain, 2021, Foto © Wien Museum

Laia Fabre, The Fountain, 2021, Foto © Wien Museum

Auch diese Geldfragen verdeutlicht das musa. Die Ausstellung gliedert sich in drei Kapitel: Eingereicht, Angekauft, Aufbewahrt. Anhand von Videointerviews und zahlreichen grafisch aufbereiteten Statistiken werden die Prozesse einfach nachvollziehbar und auch die Lücken der Sammlungstätigkeit aufgeworfen. Bereits davor gab es, initiiert vom Berthold Ecker, bis 2017 Direktor des musa und Leiter des Referats für bildende Kunst der Kulturabteilung der Stadt Wien und heute Kurator am Wien Museum, eine Ausstellungsreihe die – ergänzt um umfangreiche Kataloge, die Sammlungstätigkeit beginnend mit den 1950er-Jahren dokumentierten. 2018 wurde die Sammlung wie auch das musa dem neu aufgestellten Wien Museum zugeordnet und so ist diese Ausstellung auch „eine Art Bestandsaufnahme für uns“, erklärt Kurator Weisl.

„Gekauft! Und dann?“ ist eine Schau, die für alle aus der Kunstszene Wiens ein Must ist, denn es ergeben sich interessante Einblicke und Einsichten. Doch auch alle Steuerzahler:innen Wiens sollten sich die Chance ihre Kunst so übersichtlich kuratiert zu sehen nicht entgehen lassen.

Gekauft! Und dann?, Ausstellungsansicht, © Klaus Pichler, Wien Museum

Gekauft! Und dann?, Ausstellungsansicht, © Klaus Pichler, Wien Museum

Wer kann sich eigentlich für den städtischen Kunstankauf bewerben?

Für den Kunstankauf können alle in Wien lebenden Künstler:innen digital einreichen, indem sie ihre Meldebestätigung, einen Lebenslauf und ein Portfolio abgeben und bis zu zehn Werke für den Ankauf vorschlagen. Die Preisgestaltung der Einreichung ist den Künstler:innen selbst überlassen.

Gekauft! Und dann?, Ausstellungsansicht, © Klaus Pichler, Wien Museum

Gekauft! Und dann?, Ausstellungsansicht, © Klaus Pichler, Wien Museum

Wien Museum MUSA

Felderstraße 6-8, 1010 Wien
Österreich

Gekauft! Und dann?

bis 23. Februar 2025