Rembrandt, Hoogstraten und ihre Illusionen
Die Ausstellung „Rembrandt – Hoogstraten. Farbe und Illusion“ im Kunsthistorischen Museum Wien bietet einen einzigartigen Einblick in das Zusammenspiel zwischen dem Meister Rembrandt und seinem Schüler Samuel van Hoogstraten.
FaszinierendeS Zusammenspiel zwischen Meister und Schüler
Erstmals werden Rembrandt (1606–1669) und sein Werk aus der Sicht seines talentierten Schülers Samuel van Hoogstraten (1627–1678) beleuchtet. Hoogstratens Abhandlung über die Kunst der Malerei, „Inleyding tot de hooge schoole der schilderkonst, anders de zichtbaere wereld“ („Einführung in die Hohe Schule der Malkunst; oder Die sichtbare Welt“), enthält unzählige Hinweise auf Rembrandts Ansichten und Lehren und bietet damit eine einzigartige Verständnis-Quelle für Rembrandts Œuvre.
Die sichtbare Welt
Lobend erwähnt Hoogstraten in seinem Traktat etwa Rembrandts „Nachtwache“ und dessen „Predigt Johannes des Täufers“ – letzteres reist für die Wiener Ausstellung extra aus der Gemäldegalerie den Staatlichen Museen zu Berlin an.
Neben der Fähigkeit der Dreidimensionalität fasziniert den Schüler vor allem Rembrandts Gabe, unterschiedliche Affekte in der Malerei darzustellen. „Beide suchen nach Techniken für eine möglichst naturgetreue Darstellung der Wirklichkeit, die sie in einer stärkeren Dreidimensionalität ausdrücken,“ ist Kuratorin Sabine Pénot überzeugt.
Immer wieder kommt es bei Gegenüberstellungen der Gemälde Rembrandts und Hoogstratens zu stilistischen Überschneidungen und überraschenden Entdeckungen, streben doch beide Künstler stets nach einem markanten Illusionismus. Rembrandts Interesse an optischen Effekten zeigt sich in mehreren Porträts aus den 1640er-Jahren, unter anderem einem „Mädchen am Fenster“.
Auch Hoogstraten lässt das Spiel mit der scheinbaren Wirklichkeit bei seinem Aufenthalt in Wien zwischen 1651-55 große Erfolge feiern. Vor allem seine Kunstfertigkeit auf dem Gebiet des Trompe-l’œil überzeugt Kaiser Ferdinand III. und den Wiener Hof – dazu zählt beispielsweise das „Steckbrett“, auf dem mit Bändern verschiedene Alltagsgegenstände geklemmt sind.
Ebenso spannend ist ein weiteres Hoogstraten-Gemälde, das unmittelbar in die kaiserliche Sammlung übergegangen ist – eine Darstellung des inneren Burgplatzes der Wiener Hofburg. „Hoogstraten nimmt in diesem Bild unmittelbar Bezug auf den Kaiser bzw. dessen Blick auf den inneren Burgplatz.", erklärt Sabine Pénot. „Es handelt sich um ein einzigartiges Bild, das sich an der Grenze zwischen Gemälde und Automat bewegt."
Stilistische Nähe
Um diesen Effekt der Täuschung bewusst hervorzurufen, ist es für die Maler unabdingbar sich mit den Errungenschaften auf dem Gebiet der Optik, des Sehens und des Lichts, auseinanderzusetzen. In den seitlichen Kabinetten der KHM-Ausstellung erfährt die Besucher:innen etwa mehr über die Beschäftigung Hoogstratens mit dem sogenannten „Kammerlicht“, der Innenraumbeleuchtung. Rembrandts Schaffen, seine Themen, seine ausgeklügelten Kompositionen und Maltechniken werden von Hoogstraten adaptiert und weiterentwickelt. In spannenden Gegenüberstellungen wird sichtbar, wie die beiden Künstler auch aufeinander reagieren.
Licht und Schatten
Neben Hauptwerken der hausinternen Sammlung wie Rembrandts „Titus“ oder der „Prophetin Hanna“ locken auch verborgenere Werke wir etwa das jüngst restaurierte „Kleine Selbstbildnis“ Rembrandts. Die Vielfalt der etwa gezeigten 60 Meisterwerke gibt schließlich nicht nur einen Einblick in die holländische Malerei, sondern beleuchtet auch die gemeinsame Faszination Rembrandts und Hoogstratens für illusionistische Täuschung. Durch die interaktive Komponente dürfen in der KHM-Ausstellung auch die Besucher:innen mit den Wirklichkeiten spielen.
Lesen Sie den ganzen Artikel in der aktuellen PARNASS-Ausgabe 03/2024.
Kunsthistorisches Museum
Maria-Theresienplatz, 1010 Wien
Österreich
Rembrandt – Hoostraten. Farbe und Illusion
08.10.2024 bis 12.01.2025