PETER MARQUANT – IM ATELIER

Noch bis 22. März sind aktuelle Werke von Peter Marquant zu sehen. Abstrakte Leinwände von eindringlicher Wirkung, die in den großen Räumen der Galerie Amart perfekt zur Geltung kommen.
Peter Marquant studierte an der Wiener Akademie bei Josef Mikl und Wolfgang Hollegha. Grundsätzlich ist bei einem Künstler, der selbst bereits 70 ist und auf ein konsequentes Schaffen verweisen kann, nicht notwendigerweise wichtig seine Ausbildung zu erwähnen. Doch bildete die abstrakte oder abstrahierende Formensprache, die gekonnte gestische Setzung der Farbe auf der Leinwand, der beiden Künstler die Basis für den künstlerischen Weg Peter Marquants und das Informell-Gestische prägt bis heute seine Bildkonzeption. Auch wenn das Schütten und der Pinselhieb mittels der technischen Möglichkeiten einer digitalen Skizze, durchaus kalkuliert erfolgt. Das ist auch notwendig, denn Marquants Malmittel, die Leimfarbe erlaubt keine Korrekturen. Umso unmittelbarer, fluider wirken die Bilder.
Peter Marquants Bilder sind zu allererst farbmächtig. Sie erzählen jedoch auch von der Suche nach einer adäquaten Form der Darstellung von Landschaftseindrücken, von Farbe und Licht. Doch hat man den Eindruck Marquant möchte dieser Vielfalt gleichsam ihre Essenz abringen, sie in seine Formensprache übersetzen, was letztlich zu einer Abkehr von einem naturalistischen Bild führen muss. Es soll nichts mehr bezeichnen, nichts mehr erzählen, sondern unmittelbar und direkt das wiedergeben, was es ist. Die Sinneseindrücke der Natur, das Zusammenstoßen verschiedenfarbiger Felder, das Lichtspiel an den Felsen oder an der Wasseroberfläche übersetzt Marquant gekonnt in einen reinen Farbdiskurs. Was hier passiert, ist die Übersetzung der Natur in eine Bildform jenseits des Repräsentativen und Narrativen. Dass jeglicher Tiefenillusionismus fehlt, ist evident. Darum geht es auch nicht. Alles ist gleichzeitig im Vorder- wie im Hintergrund, ist ebenso nebeneinander wie übereinander. Den eigentlichen Dialog mit der Natur führt der Maler auf der Leinwand, dort wo Vorbild und reine Form aufeinandertreffen, dort wo das Empfundene und Erfahrene der Wahrnehmung umgesetzt wird, ohne die Farbe als beschreibendes Element einzusetzen.
Was nicht bedeutet, dass seine Bilder nicht räumlich sind. Doch generiert sich der Raum auf der Leinwand nicht aus den Komponenten von Perspektive, Illusionismus oder dem Spiel von Licht und Schatten, sondern allein aus dem Zueinander der Formen und Farben selbst. Zuweilen kombiniert er die homogene Fläche mit einer Darstellung, die mehr malerische Freiheit erlaubt, die das Auge des Betrachters wieder schweifen lässt, um ihn jedoch im selben Moment durch das nebenstehende Farbfeld wieder mit einem formal weitaus strengeren Bereich zu konfrontieren. So, als wolle der Künstler den Betrachter durch die Ambivalenz von Offenheit und Strenge mit den Widersprüchen und Brüchen des Lebens bekannt machen. „Das Leben ist ein Gefangener seiner Darstellung“, schrieb der italienische Schriftsteller Antonio Tabucchi 2004 in seinem Essayband „Es wird immer später“ diese würde nichts von der „wahren Wahrheit“ preisgeben. „Dabei ist das Leben prallvoll, ungeduldig, es möchte aus dem Viereck ausbrechen“, so Tabucchi. Peter Marquant jedoch gelingt es das prallvolle Leben in der Leinwand zu bündeln.

Peter Marquant, Ohne Titel, 2024, Leimfarben auf Leinen, Foto: © the artist, Courtesy Galerie Amart
Galerie Amart
Halbgasse 17, 1010 Wien
Österreich