Kunst in schwierigen politischen Umständen
Ana Lupas (*1940) ist eine der wichtigsten Künstler:innen Rumäniens. 16 Jahre nachdem Lupas im Taxipalais Kunsthalle Tirol aufzeigte, widmet das Kunstmuseum Liechtenstein der Künstlerin nun die bisher umfangreichste Schau ihrer Werke.
Ausgerechnet in den Jahren des kommunistischen Regimes in Rumänien (1945-1989) entwickelte Ana Lupas unbeirrt von den vereinnahmenden Ideologien ihre einzigartige Kunstsprache. In einem von Unterdrückung geprägten Umfeld schuf Lupas, die ihre rumänische Heimatstadt Cluj nie verlassen hat, ein ebenso beeindruckendes wie radikales Werk. Ihre Karriere legt eindrucksvoll Zeugnis ab von ihrer Resilienz und ihrem unerschütterlichen Engagement für die Kunst inmitten schwieriger politischer Umstände.
Ihr frühes, experimentelles Werk umfasst Textilobjekte, Skulpturen, Environments, Installationen und Aktionskunst. Oft bedient sie sich dabei einfach zu beschaffender Materialien wie Korn, Wolle, Wachs oder Textilien und lässt sich von der Folklore und jahrhundertealten Traditionen inspirieren. Aus westeuropäischer Sicht sind Ähnlichkeiten zu den Avantgarde-Bewegungen des späten 20. Jahrhunderts, zur Konzeptkunst sowie zur Land Art erkennbar. Obwohl Ana Lupas immer wieder gezwungen war, im Verborgenen zu arbeiten, gelang es ihr, groß angelegte partizipative Projekte mit lokalen Bewohner:innen zu realisieren und die lokale Künstlercommunity zu fördern.
Die Ausstellung im Kunstmuseum Liechtenstein von den 1960er-Jahren bis heute und legt den Fokus auf zwei bislang unveröffentlichte Werkserien: „Eyes“ (1974-1991) und „Self-Portrait“ (2000).
Die skulpturalen Porzellanaugen verweisen auf das Klima der Überwachung in der rumänischen Gesellschaft sowie in allen totalitären Regimen, sind aber auch losgelöst von diesem Kontext zu erfahren. In Vaduz lenken mehr als 20 Augen ihren Blick auf Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums, die von Ana Lupas ausgewählt wurden.
In der Serie „Self-Portrait“ richten sich die Augen der Künstlerin selbst auf den Ausstellungsraum und das Publikum. Die Serie besteht aus 200 Plakaten, die 1998 zur Bewerbung ihrer Ausstellung in Székesfehérvár (Ungarn) entstanden sind und auf denen ein Siebdruck von Lupas' Porträt zu sehen ist. Wie Tagebucheinträge bearbeitet und übermalt Lupas nachträglich fast täglich eines dieser Plakate.
Die Selbstporträts zeigen nicht nur den anhaltenden und beinahe obsessiven Dialog der Künstlerin mit sich selbst, sondern auch ihren Willen, eine staatlich vorgegebene Standardisierung zu überwinden.
Kunstmuseum Liechtenstein
Städtle 32, 9490 Vaduz
Liechtenstein
INTIMATE Space – Open Gaze
Ana Lupas
01.11.24 – 16.03.25