Gallery Diary - Galerie Krinzinger | Western Beef, Opferblech 2
Die Galerie Krinzinger zeigt bis Ende Oktober die zweite Einzelausstellunge von Anthony Akinbola in den Haupträumen und die erste Einzelausstellung der deutschen Künstlerin Toni Schmale im Showroom.
Der in New York lebende Künstler Anthony Akinbola, der sowohl in den USA, als auch Nigeria aufgewachsen ist, präsentiert Arbeiten in denen er die Beziehung zwischen allgegenwärtigen Gebrauchsgegenständen und ihren größeren soziopolitischen Konnotationen erforscht. Eine künstlerische Strategie, die er bereits in seinen charakteristischen Durag-Arbeiten anwendete, um eine Brücke zwischen Malerei und Skulptur zu schlagen. In dieser Ausstellung untersucht Akinbola, wie Produkte und Objekte Macht und Bedeutung jenseits ihrer ursprünglichen Verwendung erlangen und wie kulturelle und zwischenmenschliche Beziehungen durch Konsumgüter vermittelt werden. Der Titel Western Beef stammt von einer Supermarktkette in ethnisch vielfältigen, einkommensschwachen Stadtteilen New Yorks, die für ihre umfangreichen und günstigen Fleischabteilungen bekannt ist. Die Ausstellung reflektiert den Austausch von Produkten zwischen Afrika und dem Westen durch Malerei, Skulptur und Installation und beleuchtet, wie afrikanische Kulturgüter im globalen Kontext transformiert werden. Ausgestellt werden geschnitzte Holz-Ziegen, die sowohl den Reichtum als auch die kulturelle Bedeutung in Nigeria repräsentieren und Komplexität kultureller Exporte reflektieren. Zusätzlich verwendet Akinbola Materialien wie Leder, das eine tiefere Bedeutung im Kontext kultureller und ethischer Diskussionen hat. In seiner neuen Serie Butcher 1–7 kombiniert er Leinwände mit Fleischhaken, die ehemals für die Schlachtung verwendet wurden und nun surrealistische Funktionen in seinen Gemälden übernehmen. Die Installation Carousel zeigt einen sich ständig drehenden Förderer mit Ziegenhäuten, der die Gefahren der industrialisierten Konsumgesellschaft reflektiert und die Entmenschlichung durch globalisierte Industrie verdeutlicht. Insgesamt kombiniert Akinbola Abstraktion mit Industrialisierung und fordert die Zuschauer heraus, über die Symbolik und den Konsum von Kulturgütern nachzudenken.
Die Künstlerin Toni Schmale zeigt ihre erste Einzelausstellung opferblech 2 in der Galerie Krinzinger. Die Künstlerin stellt eine Auswahl bereits bestehender sowie eigens für die Ausstellung opferblech bei basis Frankfurt produzierter Arbeiten vor, die in Wien neu zusammengestellt und ergänzt werden. Der Titel der Ausstellung opferblech 2 bezeichnet in der Stahlindustrie ein Metallblech, das eingesetzt wird, um unerwünschte Druckstellen und Verformungen, die im Biege- oder Formungsprozess eines Stahlobjekts entstehen können, zu vermeiden. Indem es zwischen Presse und Objekt gelegt wird, schreiben sich all die Schläge und Stöße, Macken und Kanten, die im Formungsprozess geschehen, in das Blech ein. Auf diese Weise wird es „geopfert“ und bezeugt dabei den funktionalen Übergang von Material zu Industrieprodukt. Schmales großformatige Stahlskulpturen lassen sich als ästhetische Formen sowie als reflexive Elemente lesen, die die Betrachtenden mit deren eigener Körperlichkeit konfrontieren. Sie zeigen eine Verschiebung und Verkomplizierung repräsentativer Logiken von Körperlichkeit und Sexualität, und regen so zu körperpolitischen Diskursen an.
Galerie Krinzinger
Seilerstätte 16, 1010 Wien
Österreich
Anthony Akinbola | Western Beef
Toni Schmale | opferblech 2
Ausstellungsdauer: 10.09.-30.10.2024