Gallery Diary - Galerie Ernst Hilger | Allen jones

Die Galerie Ernst Hilger zeigt die Ausstellung "Allen Jones - Boutique" bis 25. Juni 2022.


Allen Jones (geb. 1937) ist einer der bedeutendsten britischen Künstler und der letzten lebenden Popart-Künstler der ersten Generation (Warhol, Lichtenstein, etc.). Sein Oeuvre ist geprägt von einem Interesse am Fetisch und an der Erotik, am Theatralischen sowie von einer Reihe von Experimenten – der Beweis seiner unermüdlichen Neugierde.

Die Ausstellung "Boutique" zeigt Jones' vielseitiges künstlerisches Schaffen mit verschiedenen Medien wie: Malerei, hyperrealistische Skulptur, abstrakte Skulptur, Druckgrafik und Animation. Der Titel ist einem Werk entnommen, das am Eingang der Ausstellung zu sehen sein wird (siehe Foto). Gleichzeitig ist "Boutique" eine Anspielung auf Jones' Affinität zur Mode, die ein wiederkehrendes Thema in seiner Karriere ist. Die Ausstellung "Boutique" in der Galerie Ernst Hilger ist ein "place of desire", der den Besucher zu einem Spaziergang durch eine bunte Fantasiewelt einlädt.

Nach seiner Ausbildung am Hornsey College of Art und am Royal College of Art in London an der Seite von David Hockney und R.B Kitaj zog Jones 1964 nach New York, dem Mekka der Avantgarde. Dort war abstrakte Kunst, allen voran der Abstrakte Expressionismus, die bevorzugte Kunstform. Jones konnte sich jedoch nach eigenen Worten nie ganz für die Abstraktion erwärmen, und während die moderne Kunstwelt Ausstellungen von Robert Motherwell und Jackson Pollock zeigte, ließ er sich eher von der Flut massenproduzierter Bilder inspirieren, die von der Werbung, Farbmagazinen, dem Fernsehen, sowie Erotikmagazinen geliefert wurden. Ihn faszinierten die sexuellen Untertöne, die diese alle vereinen, denn die übertriebenen Posen und Körper erinnerten ihn an den deutschen Expressionismus, allerdings in einem sehr kommerziellen Kontext. In beiden Fällen werden physischen Attribute von inneren Beweggründen und Wünschen geprägt. Jones zufolge wurde die Figuration durch diese kommerziellen Zeitschriften in die Kunstwelt zurückgebracht.

Außerdem faszinierte Jones auch das theatralische Element in Werbe- und Erotikmagazinen, dass ein Interesse am Performativen im Allgemeinen weckte. Ob es sich nun um einen verruchten Fetischladen, ein glitzerndes und ausgelassenes Varieté oder ein elegantes Theater handelte, Jones ließ sich von allem inspirieren und integrierte Elemente davon in sein Werk. Er spielt mit der Tatsache, dass das, was als elegant und ästhetisch wahrgenommen wird, und das, was als ordinär wahrgenommen wird, oft mehr eine Frage des Kontextes als der Botschaft ist.

Allen Jones, Boutique (Waiting on table with cape), 2015 - 2019,Oil enemal on composite figure and perspex bow fronted box window, 210 x 90 x 60 cm, Courtesy Galerie Ernst Hilger

Das performative Element war es auch, das ihn zur Skulptur hinzog, mit der er 1969 zu arbeiten begann. In diesem Jahr schuf er Hatstand, Table and Chair, eine Skulpturenserie, die bis heute umstritten ist. Die Serie zeigt provokante, lebensgroße und realistisch wirkende Frauenfiguren aus Stahl und Fiberglas, die gefesselt sind und als Möbelstücke fungieren. Diese umstrittene Serie löste eine Welle der Kritik in der feministischen Szene aus. In ihrem Essay mit dem Titel You Don't Know What Is Happening, Do You Mr Jones? bezeichnete die britische Filmemacherin Laura Mulvey Jones als einen Sexisten, der seine sexuellen Komplexe durch die Kunst auslebt. Im Jahr 1978 geriet die Skulpturenserie erneut in die Schlagzeilen, als ein Museumsbesucher Stinkbomben auf sie warf. Acht Jahre später, am Internationalen Frauentag, wurde Chair während einer Ausstellung in der Tate Gallery durch Abbeizmittel beschädigt. Trotz (oder gerade wegen!) ihres polemischen Charakters hat die Serie große kunsthistorische Bedeutung. Stanley Kubrick ließ sich von ihr für das Interieur der Korova Milk Bar in seinem Film Clockwork Orange inspirieren. Jones' Stil und seine Affinität zur Mode sind in der Filmwelt weiterhin gefragt. Im Jahr 1975 arbeitete Jones als Bühnenbildner für den französischen Spielfilm Maîtresse. Karl Lagerfeld entwarf die Kostüme.

Allen Jones wurde im Laufe seiner Karriere mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Im Jahr 1986 wurde er zum Mitglied der Royal Academy of Arts gewählt. Im Laufe seiner Karriere hatte er zahlreiche Einzelausstellungen, darunter in der Serpentine Gallery (1979), der Barbican Art Gallery (1995), dem Kunsthaus Köln (2000), der Tate Britain (2007) und der Royal Academy (2015). Seit 1968 stellt er auch regelmäßig auf der documenta in Kassel aus.

Seine Werke befinden sich außerdem in vielen renommierten Sammlungen wie der Tate Gallery und dem Victoria & Albert Museum (London), dem Museum of Modern Art (New York), dem Hirshhorn Museum (Washington DC), dem Wallraf-Richartz Museum (Köln), dem Moderna Museet (Stockholm) und dem Stedelijk Museum (Amsterdam). Die Galerie Ernst Hilger fühlt sich geehrt, das Werk eines so bedeutenden Künstlers zu zeigen.

Allen Jones, Coup de Théâtre, 2018 - 2019, Oil on canvas, 183 x 152,5 cm, Courtesy Galerie Ernst Hilger

Galerie Ernst Hilger

Dorotheergasse 5, 1010 Wien
Österreich