Ryan Foerster, Stefan Reiterer, Meina Schellander

Fuge für drei Künstler*innen

„Fuge für drei Künstler*innen“, Ryan Foerster, Stefan Reiterer, Meina Schellander, Ausstellungsansicht, Crone Wien, 2024, Foto: Simon Veres, Courtesy Galerie Crone, Berlin Wien

Generationen-, nationen- und medienübergreifend ehrt die Galerie Crone das große Werk Meina Schellanders im Dialog mit Arbeiten von Ryan Foerster und Stefan Reiterer. Kuratiert wurde der künstlerische Dreiklang von Melanie Scheiner aus Paris.


Galeristen wollten mich nicht. Und oft wollte ich auch nicht.

Meina Schellander

Es ist das erste Mal, dass Arbeiten von Meina Schellander in einer kommerziellen Galerie in Wien gezeigt werden. „Galeristen wollten mich nicht. Und oft wollte ich auch nicht“, erklärt die Künstlerin im Gespräch mit PARNASS während des Ausstellungsaufbaus. Dabei lebt und arbeitet die 1946 geborene Klagenfurterin schon lange in Wien und blickt auf ein dichtes und in seiner Formensprache singuläres Werk zurück.

In den letzten Jahren hat es die Aufmerksamkeit von Stefan Reiterer erregt. Der 1988 geborene Künstler begann, sich mit Meina Schellander auszutauschen. Beide sind Mitglieder der Wiener Secession und gehen in ihren Arbeitsprozessen stark räumlich vor. Die Idee zur gemeinsamen Ausstellung war geboren und wurde durch die Galerie Crone noch um Werke von Ryan Foerster erweitert. Der 1983 in Kanada geborene und heute in New York lebende Künstler ergänzt die Schau – und den Gedankenaustausch der Künstler – um interessante Assemblagen. Sein Schaffen ist charakterisiert durch eine offene Arbeitsweise im Wechsel zwischen Digitalem und Analogem.

 

„Wir wollten eine Ausstellung entwickeln, die Meina Schellander neu kontextualisiert. Dieser Kontext sollten nicht nur generationsübergreifend sein, sondern auch über die Stadt Wien hinaus reichen“, erklärt Galeriedirektor Andreas Huber.

Das Werk Meina Schellanders ist Dreh- und Angelpunkt der Ausstellung mit dem Untertitel „Fuge für Drei Künstler*innen“, in der ihr Werk „EINHEITENFUGE 1: TEIL/REST 1–18 mit GEGENSTELLWERK 1–19“ zum Hauptakteur avanciert. Eine Arbeit, die nicht nur ob ihrer Maße (270 × 900 × 103 cm) von monumentalem Charakter ist, sondern auch eine bewegte Geschichte hat, gekennzeichnet von Jahren bis zur Vollendung und einem Hin und Her bezüglich eines möglichen Ankaufs.

„Fuge für drei Künstler*innen“, Ryan Foerster, Stefan Reiterer, Meina Schellander, Ausstellungsansicht, Crone Wien, 2024, Foto: Simon Veres, Courtesy Galerie Crone, Berlin Wien

„Fuge für drei Künstler*innen“, Ryan Foerster, Stefan Reiterer, Meina Schellander, Ausstellungsansicht, Crone Wien, 2024, Foto: Simon Veres, Courtesy Galerie Crone, Berlin Wien

Im Protokoll zur Entwicklung des Werks ab 1982 hält die Künstlerin 1989 fest:
„Noch immer keine Ankaufsentscheidung des MM. Dr. Ronte verläßt Wien und wird Leiter eines deutschen Museums. Keine Rede mehr vom versprochenen Ankauf. Die Erfahrung hat mich auf längere Zeit völlig blockiert. Mehrere Jahre bleibt die Installation in meinem Atelier aufgebaut, ich zeige sie mehreren Leuten. Schließlich baue ich ein maßstabgerechtes Modell, um das Werk jederzeit auch ohne mich aufbauen lassen zu können. Dann verpacke ich alle Teile in massive Kartons und staple sie. Seitdem ist dies eine meiner Lieblingsbeschäftigungen: fertige Dinge zu verpacken und zu stapeln …“

Eine Gemeinsamkeit der Werke ist das Lineare.

Stefan Reiterer

Doch nun ist sie aufgebaut – in voller Pracht: Zwei Bildreihen von derselben Masse, doch völlig konträr im Eindruck, gleichförmig und linear organisiert und durch das massive Gegenstellwerk herausfordernd „verstellt“, ohne die Sicht zu verhindern. Vielmehr fordern sich Hinter- und Vordergrund, Dazwischen und Daneben gegenseitig heraus, schärfen den Blick und erschaffen Harmonie in der Disharmonie. „Systeme interessieren mich“, erklärt die Künstlerin und fügt hinzu: „wie Mechanismen äußerer Art die Wahrnehmung schwieriger machen“.

Zu diesem wichtigen Werk gesellen sich weitere Arbeiten Schellanders, die den Reichtum ihres komplexen Œuvres nur erahnen lassen. Stefan Reiterer zeigt neue Arbeiten, die direkt auf ihr Werk reflektieren, insbesondere auf ältere Arbeiten im öffentlichen Raum, die heute nur noch durch fotografische Dokumentation sowie die Schatten des Gewesenen fassbar sind.

Stefan Reiterer suchte die Schauplätze mittels Satellitenbild ab, übersetzte sie in seinem unverkennbaren Stil in Malerei und installierte sie sodann als aufgefächerte Alukörper im Raum. „Eine Gemeinsamkeit der Werke ist das Lineare“, erklärt er gegenüber PARNASS.

Eine zweite ist gewiss das Rhythmischen, das ihnen innewohnt. Eine schöne – und hoffentlich nicht die letzte – Gelegenheit, Meina Schellander nach ihrer großen Sommer-Ausstellung im Kärntner Museum Liaunig nun in Wien zu sehen.

Stefan Reiterer, tangent II, 2024, © by the artist, Bildrecht Wien, 2024

Stefan Reiterer, tangent II, 2024, © by the artist, Bildrecht Wien, 2024

Galerie Crone

Getreidemarkt 14 , 1010 Wien
Österreich

Ryan Foerster, Stefan Reiterer, Meina Schellander

Fuge für drei Künstler*innen

 

6.12.24 – 18.01.25