FERNE sehen, Nähe spüren

Am 25. April 2025 eröffnet die Rodler Gschwenter Gallery im 7. Wiener Bezirk die Ausstellung FERNE von Christian Brandl. Nach einer großen Einzelausstellung im städtischen Museum Engen im vergangenen Jahr zeigt der Künstler nun neue Arbeiten in Wien – Momentaufnahmen zwischen Klarheit und Unruhe, Nähe und Distanz.
Wo das Sichtbare ins Unsichtbare kippt
In FERNE öffnet Christian Brandl Bildräume, die weit über geografische Distanzen hinausreichen. Seine Gemälde laden zu einer Reise in innere und äußere Landschaften ein – dorthin, wo Erinnerung, Erwartung, Rückzug und Suche miteinander verschmelzen. Die dargestellten Szenen wirken auf den ersten Blick ruhig und klar, doch bald breitet sich eine stille Spannung aus, die das scheinbar Vertraute ins Wanken bringt.
Der 1970 in Erfurt geborene und in Leipzig lebende Künstler ist ein bedeutender Vertreter der zeitgenössischen figurativen Malerei und der Neuen Leipziger Schule. Christian Brandl richtet seinen Blick auf den Menschen inmitten weiter Räume – und lenkt die Aufmerksamkeit zugleich auf das, was zwischen ihnen liegt: Unsichtbares, Ungesagtes, Unausgesprochenes.
In seiner neuen Werkserie nimmt das Maritime eine besondere Rolle ein. Immer wieder tauchen Meeresszenen auf: Uferlinien, Decks, Boote und spiegelglatte Wasserflächen, die sich mit kargen Hochplateaus und felsigen Gebirgskulissen abwechseln. Diese Bildräume sind gleichermaßen Projektionsflächen wie innere Landschaften.

Strand, 2025, Öl auf Leinwand, 140 x 125 cm
Brandls Figuren – häufig in der Ästhetik der 1950er- und 1960er-Jahre gehalten – erscheinen stilisiert, gepflegt, aber innerlich auf sich selbst zurückgeworfen. Wer sind sie, worauf warten sie – und was bleibt unausgesprochen? Die kühle, zurückhaltende Farbpalette unterstützt dieses Gefühl des Innehaltens, der latenten Unruhe.
FERNE ist dabei nicht nur geografisch zu lesen, sondern auch psychologisch. Sie steht für emotionale Distanzen, für die Sehnsucht nach Verbindung in einer Welt, in der alles möglich scheint – und doch vieles unerreichbar bleibt. Brandl stellt seine Protagonist*innen in gesellschaftliche und mentale Zwischenräume, oft angesiedelt im Milieu bürgerlicher Intellektualität und in die „Journalwelt“ seiner Elterngeneration versetzt.
Mit großer Präzision und einem feinen Gespür für soziale Konstellationen entwickelt Christian Brandl eine vielschichtige Bildsprache, in der Landschaft, Mensch und Emotion zu einem psychologischen „Stillleben“ verschmelzen. Seine Bilder lassen den Betrachtenden Raum – zum Beobachten, zum Reflektieren, zum Weiterdenken.

Der Brief, 2025, Öl auf Leinwand, 75 x 85 cm
Eröffnungstage:
Freitag, den 25. April von 18.30 - 21 Uhr
Samstag, den 26. April von 12 - 16 Uhr
Einführende Worte spricht am Freitag, den 25. April um 19 Uhr
Andreas Hoffer, freier Kurator.
Der Künstler wird an beiden Tagen anwesend sein.
Ausstellungsdauer bis 31. Mai 2025.
Rodler Gschwenter Gallery / Zollergasse 29 / 1070 Wien
Dienstag - Freitag: 11 - 18 Uhr / Samstag: 12 – 15 Uhr
Marina Rodler: +43 676 7370 472

Fähre, 2025, Öl auf Leinwand, 140 x 125 cm