Die Zeiten der Natur

Mit Meisterwerken der Renaissance erkundet das Kunsthistorische Museum die "Zeiten der Natur".
Das Konzept ist so originell, dass es auch sonst zögerliche Leihgeber:innen überzeugte: Die Kunst der Renaissance wird in der aktuellen Sonderausstellung im Kontext mit dem neu erwachten, zunehmend auch wissenschaftlich erforschten Interesse der Menschen an der Natur, am Ablauf der Jahreszeiten und am Wesen der Zeit präsentiert.
Über 100 Gemälde, Grafiken, Skulpturen und Objekte illustrieren das Thema. Neben Leonardo, Dürer, Giambologna und anderen stehen drei Künstler beispielhaft im Zentrum: Giuseppe Arcimboldo, Jacopo Bassano und Pieter Bruegel der Ältere. „Die Basis bildete das Forschungsprojekt zu Jacopo Bassano und seinen Söhnen Francesco und Leandro“, erklärt Ausstellungskuratorin Francesca Del Torre Scheuch."
Wir beginnen mit Leonardo und spannen den Bogen bis zum Beginn der Stillleben-Malerei Ende des 16. Jahrhunderts
Mit über 80 Werken besitzt das Kunsthistorische Museum die bedeutendste Bassano-Sammlung weltweit, darunter den imposanten Monats-Zyklus von Leandro. Aus der ursprünglichen Idee einer kleinen Ausstellung über ihn entstand schließlich das Künstler und Regionen übergreifende Konzept einer Schau, die die neuzeitliche abendländische Sicht auf die Phänomene Natur und Zeit hinterfragt.

Giuseppe Arcimboldo (1526–1593), Four Seasons in One Head, circa 1590, Washington, National Gallery of Art, Paul Mellon Fund
Dass die Ausstellung aus dem Vollen der Museumsbestände schöpfen und diese mit illustren Leihgaben unter anderem aus Windsor, Washington, New York oder Amsterdam, aus der Albertina, dem Vatikan und verschiedenen italienischen Sammlungen ergänzen kann, macht ihren besonderen Reiz und Reichtum aus.
Bruegel ist quasi der Erfinder der Landschaftsmalerei.
Die Ausstellung ist in elf Abschnitte gegliedert und beginnt mit einem Überblick über die Sicht auf die Natur von der Antike über das Mittelalter bis zur Renaissance. Beleuchtet werden dabei auch die wechselseitigen Einflüsse zwischen Nord und Süd. Außerdem zeigt die Ausstellung zwischen Prag und Florenz entstandene Naturstudien und gibt Einblick in das engmaschige Netzwerk von Künstlern, die im wissenschaftlichen Bereich tätig waren.
„Es gab einen ständigen Austausch zwischen Künstlern, Gelehrten und Sammlern“, erzählt Del Torre Scheuch. „Daraus ergaben sich Synergien und Dynamiken, die den Geschmack von Auftraggebern wie den Medici in Florenz oder Rudolf II. in Prag prägten und die Entwicklung der Stilllebenmalerei förderten.“ Frauen innerhalb dieser Netzwerke sind nicht nachgewiesen. „Bis heute sind keine Künstlerinnen bekannt, die im 16. Jahrhundert wissenschaftliche Illustrationen angefertigt haben“, so die Kuratorin, „was natürlich nicht ausschließt, dass sie in den Ateliers tätig waren. Ihre Tätigkeit ist leider ebensowenig dokumentiert wie jene von Sammlerinnen, die sich explizit für wissenschaftliche Illustrationen interessierten.“ Das Studium des Aktes war ohnedies den männlichen Künstlern vorbehalten.
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Giuseppe Arcimboldo (1526–1593), Summer, datiert 1563, Kunsthistorisches Museum, Picture Gallery, © KHM-Museumsverband
Kunsthistorisches Museum
Maria-Theresienplatz, 1010 Wien
Österreich
Arcimboldo – Bassano – Bruegel.
Die Zeiten der Natur
bis 29.06.2025