3 Mal Malerei in Wien
Es ist viel los und man weiß nicht was zuerst erledigen – klingt nach Vorweihnachtsstress und Jahresendspurt. Trotz all dem, drei Ausstellungen wollte ich vor der Weihnachtspause unbedingt noch sehen – welche und warum eigentlich?
Christian Rothwangl. ATTRIBUTES
Das Kenntliche- und das Unkenntliche vermengen sich in der Malerei von Christian Rothwangl zu gewaltigen Bildfeuerwerken, die trotz ihrer oft überdirekten Motive das Plakative vollends zurückdrängen. In alle Richtungen sprühen die Farbsprenkel und die Assoziationen. Gleichsam mächtig und still, poetisch und heroisch, erotisch und romantisch, derb und weich. Die Widersprüchlichkeiten vermag Rothwangl in absoluter Harmonie aufzulösen. Vielleicht weil er ein Meister der Farbstimmungen ist, vielleicht weil seine Technik aus Auftrag und Auswaschung einzigartig ist. Eigentlich ist das Warum ja auch egal, das Resultat beantwortet alle offenen Fragen. Die neuen Großformate bei Krinzinger Schottenfeld greifen ein Thema, das den Künstler schon länger beschäftigt, auf – der Stein, wie er ihn einst als Form interessierte, wird nun zum Charakterzug der Bildoberfläche – mir gefällt‘s. Rundum tänzeln Arbeiten auf Papier die irgendwo zwischen Wiener Moderne, Expressionismus und Ultra Contemporary liegen und mit ihren 950 Euro fast unverschämt leistbar sind.
Ausstellungsdauer: 14.11.24 - 18.01.25
Anna Schachinger. Céu Limpo
Pure Kraft vermittelt Anna Schachinger in ihrer aktuellen, dritten Einzelausstellung bei Sophie Tappeiner. Kraftvoll ist die Malerei ebenso wie die Motive und Assoziationen, die sie aufruft. Eine Schar Frauen umzingelt die Besucher:innen der Galerie – fast wie ein himmlischer Chor. Linear aufgefädelte Frauen in Kleidern vor tiefem Blau. Doch sie singen nicht, ihre Lippen bleiben fest aneinandergepresst, während sie beidarmig und unerschrocken kräftig Babys über ihre Köpfe in die Höhe stemmen. Jede eins, als wäre das die Himmelsgleichung. Ein bisschen versuchen die Kinder scheinbar ihre Mütter (?) in den Schatten zu stellen – dunkle Flecken liegen über den Augen der Frauen. Doch sie stellen sich ihnen selbstbewusst entgegen – „seht uns an, wir sind hier, wir gehen nirgendwohin, wir tragen die Verantwortung der Welt“, vermitteln ihre direkten Blicke und frontalansichtigen Körper. Schachinger lässt sie dennoch nicht allein und stellt den potenten Figuren Ornament und Farbe an die Seite – eine abstrakte Himmelslandschaft und mehrere samtüberzogene Keilrahmen ergänzen die absolut sehenswerte Schau.
Ausstellungsdauer: 25.10. - 20.12.24
EDIN ZENUN. Twin Stars of Thence
Mit zahlreichen Miniaturen kleidet Edin Zenun aktuell die Galerie Zeller van Almsick aus. Neu ist, dass der Künstler sich diesmal auch an Querformate wagt. Bereits aus früheren Ausstellungen der Galerie bekannt, ist sein sicherer Pinselstrich und kaleidoskopischer Bildaufbau. Musik inspiriert Zenun ebenso wie die historische Ästhetik floraler und naturnaher Formen. Seinen Arbeiten ist ein ureigener Rhythmus inne der sich ob der rohen Arbeitsweise direkt und unkompliziert individuell vermittelt. Faire 1900 Euro kosten die kleinen Leinwände, wer also noch im letzten Augenblick ein Weihnachtsgeschenk für sich oder andere sucht – mit diesen drei Künstler:innen können Sie nichts falsch machen. Und einen Ausstellungsbesuch noch vor Weihnachten unterzubringen, das lohnt jedenfalls!
Ausstellungsdauer: 15.11. - 21.12.24